KTM 950 Supermoto R 2007

Als ich vor knapp zehn Jahren die KTM 950 Supermoto R für 1000PS testete, ahnte ich bereits, dass dieses Motorrad etwas Besonderes war. Heute, nach zahllosen Gesprächen mit Besitzern und vielen dokumentierten Langzeiterfahrungen aus der Community, zeigt sich: Der erste Eindruck hat nicht getäuscht. Doch der Reihe nach.

Es war ein sonniger Tag am Pannoniaring, als ich die KTM 950 Supermoto R zum ersten Mal unter die Lupe nahm. Was mir sofort auffiel: Optisch machte die R-Version deutlich mehr her als das Basismodell. Der orange Rahmen, die schlankere Linienführung – KTM hatte bei der Überarbeitung ganze Arbeit geleistet. Doch würde sie auch so gut fahren, wie sie aussah? Die ersten Runden auf der Rennstrecke offenbarten schnell die Charakteristik des Bikes. Die aufrechte Sitzposition und der breite Lenker vermittelten sofort Vertrauen. Damals schrieb ich in meinen Notizen: "Man wird schnell sehr schnell" – ein Satz, der sich als prophetisch erweisen sollte. Die 950er ließ sich spielerisch in die Kurven werfen, der V2-Motor schob souverän an. Nur die früh aufsetzenden Fußrasten trübten das sportliche Potential etwas.

Heute, nach einem Jahrzehnt, ist es spannend zu sehen, wie sich meine damaligen Eindrücke mit den Langzeiterfahrungen der Community decken. Der V2-Motor, den wir damals wegen seiner Vergaser belächelten, hat sich als erstaunlich robust erwiesen. In den Foren berichten Besitzer von Laufleistungen jenseits der 100.000 Kilometer – vorausgesetzt, die Wartung wurde ernst genommen. Interessant ist, dass viele meiner damaligen Beobachtungen von der Community bestätigt wurden. Die ausgezeichnete Tourentauglichkeit, die ich seinerzeit lobte, wird heute von vielen Langzeitbesitzern als einer der größten Vorzüge genannt. Die komfortable Sitzposition und das gutmütige Handling machen die große Supermoto tatsächlich zum idealen Allrounder.

Was wir damals im Kurztest naturgemäß nicht erkennen konnten, waren die typischen Langzeit-Charakteristiken. Die Community hat hier wertvolle Erfahrungen gesammelt. Der Regler/Gleichrichter der frühen Modelle erwies sich als Schwachpunkt, wurde aber von vielen Besitzern durch verbesserte Nachrüstteile ersetzt. Die von mir gelobten Vergaser erfordern zwar mehr Wartung als moderne Einspritzanlagen, werden aber für ihre sanfte Gasannahme nach wie vor geschätzt. Der Stahlrahmen hingegen bestätigt meine damalige Einschätzung – er zeigt auch nach Jahren intensiver Nutzung keine Ermüdungserscheinungen. Die Dinger sind stabil!

Was mich besonders freut: Die 950 Supermoto R hat sich zu einem gesuchten Gebrauchtmotorrad entwickelt. Gut gepflegte Exemplare erzielen beachtliche Preise, was den Status des Motorrads unterstreicht. Die Community hat über die Jahre eine beeindruckende Expertise aufgebaut, was Wartung und Optimierung angeht. Rückblickend war mein damaliges Fazit "Nicht nur für Freaks" goldrichtig. Die KTM 950 Supermoto R hat sich als vielseitiges Motorrad erwiesen, das sowohl im Alltag als auch auf der Rennstrecke eine gute Figur macht. Die Kombination aus Charakterstärke und Alltagstauglichkeit sucht auch heute noch ihresgleichen.

Wer heute eine 950 Supermoto R sucht, sollte einige Punkte beachten, die sich erst im Laufe der Jahre herauskristallisiert haben. Die Wartungshistorie ist entscheidend – besonders die Ventilspielkontrollen müssen dokumentiert sein. Ein niedriger Kilometerstand ist dabei weniger wichtig als eine gewissenhafte Pflege. Was die Community in den letzten Jahren gelernt hat: Die elektrische Anlage sollte genau unter die Lupe genommen werden. Viele Besitzer haben hier bereits Optimierungen vorgenommen, was bei gut gepflegten Exemplaren ein Plus sein kann. Die Verfügbarkeit von Originalteilen ist durch KTM nach wie vor gewährleistet, was für ein Motorrad dieses Alters nicht selbstverständlich ist.

Wenn ich heute auf meinen damaligen Test zurückblicke, bin ich erstaunt, wie viele unserer ersten Eindrücke sich bestätigt haben. Die KTM 950 Supermoto R war ihrer Zeit in mancherlei Hinsicht voraus. Während moderne Motorräder mit immer mehr Elektronik aufwarten, bietet sie ein ursprüngliches, aber dennoch hochkompetentes Fahrerlebnis. Die Community hat über die Jahre bewiesen, dass das Konzept funktioniert. Ja, die Maschine verlangt mehr Aufmerksamkeit als moderne Bikes, aber sie belohnt diese Zuwendung mit einem einzigartigen Charakter. Für Fahrer, die bereit sind, sich auf die Eigenheiten eines analogen Motorrades einzulassen, ist die KTM 950 Supermoto R auch heute noch eine überaus reizvolle Option. Mein Fazit von damals hat sich bestätigt, wenn auch mit einigen Nuancen: Die 950er R ist ein Motorrad für Enthusiasten, die das Besondere suchen. Sie ist kein pflegeleichtes Allerweltsbike, aber genau das macht ihren Reiz aus. In einer Zeit, in der Motorräder immer austauschbarer werden, sticht sie durch ihren eigenwilligen Charakter hervor – heute vielleicht sogar mehr als vor zehn Jahren.

Am Gebrauchtmarkt sucht man die KTM 950 Supermoto R meist vergeblich. Die Dinger sind heiß begehrt - Liebhaber verkaufen diese Teile schon lange nicht mehr. Aber grundsätzlich kann man hier immer wieder mal reinclicken ob man jemanden findet, der eine 950er zum Verkauf anbietet.