BMW R 1300 GS Adventure Test

BMW R 1300 GS Adventure Test

Immer noch die Benchmark?

Ist die BMW R 1300 GS immer noch die Benchmark bei den Langstrecken Reisemotorrädern? Die 1300er Adventure polarisiert mehr als je zuvor. Wie gut ist sie in der Praxis?

nastynils

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Veröffentlicht am 14.1.2025

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BMW R 1300 GS Adventure - Erste Begegnung – Wo bleibt der Haben-Wollen-Effekt?

Als bekennender Fan der GS Adventure-Modelle war die Vorfreude auf die neue BMW R 1300 GS Adventure enorm. Doch als ich sie das erste Mal live in der Garage von Canary Ride sah, war ich überrascht: Optisch hat mich die 1300er nicht direkt gepackt. Der ikonische "Haben-Wollen-Effekt", den frühere Modelle bei mir auslösten, wollte sich einfach nicht einstellen. Trotzdem war die Neugier zu groß – und so griff ich zum Schlüssel.

Die ersten Meter – Ein herausforderndes Gefühl

Im engen Straßengewirr von Las Palmas fühlte sich die breite und hohe Maschine zunächst deplatziert an. Mit einer Sitzhöhe, die ihresgleichen sucht, war die Adventure alles andere als kompakt. Doch schon nach den ersten Kilometern kehrte ein vertrautes Gefühl zurück. Die Sitzbank – einmal in die tiefere Position gebracht – vermittelte ein sicheres Gefühl an der Ampel. Gleichzeitig bleibt sie ein Komfortwunder, das sich besonders auf längeren Touren auszahlt.

Die Straße ruft – Harmonisches Handling trotz Größe bei der R 1300 GS Adventure

Kaum erreichten wir die ersten Kurven, war es wieder da: dieses harmonische, spielerische Einlenkverhalten, das ich an der GS Adventure so liebe. Trotz der 269 Kilogramm fahrbereitem Gewicht meistert sie jede Radienkombination mit einer Gelassenheit, die ihresgleichen sucht. Ich führte die Gruppe an, fuhr locker und entspannt – doch beim ersten Stopp wurde mir bewusst gemacht, welch hohes Reisetempo ich vorlegte. Für mich fühlte sich das wie gemütliches „Cruisen" an, während die Kollegen hinter mir kräftig am Gas ziehen mussten, um mitzuhalten. Typisch GS Adventure eben: Souveränität bei hohem Reisetempo.

BMW R 1300 GS Adventure - Power ohne Ende – Elektronik auf der Kante

Die 145 PS bei 7750 U/min und 149 Nm Drehmoment bei 6500 U/min sind mittlerweile bei den Premium Reiseenduros nicht mehr das obere Ende der Fahnenstange. Doch besonders im Dynamic-Modus entfaltet die BMW eine Dynamik, die regelrecht begeistert. Jede Spitzkehre wird zum Ausgangspunkt eines kraftvollen Vortriebs, bei dem das Vorderrad förmlich gen Himmel schreit. Gleichzeitig spürt man, dass das Fahrwerk in extremen Fahrsituationen durchaus unruhig werden kann. BMW erlaubt den elektronischen Fahrhilfen einen überraschend großen Spielraum, was geübte Fahrer erfreut, aber auch fordert. Wechselt man in den „Road“-Modus, wird die Elektronik spürbar zurückhaltender – doch selbst hier bleibt das Motorrad alles andere als zahm.

Fahrwerk und Bremsen – Überragend, aber nicht unfehlbar

Das Fahrwerk der R 1300 GS Adventure zeigt sich wie gewohnt souverän. Der Telelever vorne und der Paralever hinten sorgen für Stabilität, auch auf rauem Asphalt. Der Sitz bietet eine perfekte Balance aus Komfort und Feedback – ein echtes Highlight. Doch gerade auf der GC 606, einer der schwierigsten Motorradstrecken auf Gran Canaria, zeigte sich, dass die elektronischen Helfer ihre Grenzen haben. Das Combined-ABS funktioniert auf normalem Asphalt hervorragend, stößt aber auf extrem schlechten Asphaltbedingungen an seine Limits. Transparenz und Gefühl in den Bremsen sind hier eher theoretischer Natur – die Verzögerung ist da, aber das Vertrauen leidet ein wenig. Ständig pulsiert der Bremshebel und man hat eigentlich keine Ahnung, was die Bremse nun wirklich vorhat. Schlechter Asphalt mit vielen Bodenwellen ist der Endgegner für die Regelsysteme der dicken Adventure. Denn beim Enduro Modus ist wieder alles klar - die Elektronik nimmt sich ein Stück weit zurück und man weiß damit umzugehen. Auf perfektem Asphalt ist ebenso alles wunderbar - man kann mehr oder weniger gedankenlos Feuer geben und die ECU macht den Rest. Doch es ist durchaus mühsam, die erwähnten Bodenwellen auf schlechtem Asphalt mit dem schweren Motorrad zu meistern.

Bedienkonzept – BMW bleibt der Maßstab

Ein Punkt, bei dem BMW auch in der neuen Adveture Version unschlagbar bleibt, ist das Bedienkonzept. Die Schalter, das Menü und die Logik dahinter – alles ist intuitiv und perfekt erreichbar. Besonders im Vergleich mit anderen Marken fällt auf, wie durchdacht die Ergonomie der R 1300 GS Adventure ist. Egal, ob auf der Straße oder im Gelände: Man fühlt sich sofort zu Hause und hat immer alles im Griff. Es macht sich bezahlt, dass BMW seiner Linie treu bleibt und Feinschliff betreibt anstatt alle paar Jahre das Rad neu zu erfinden.

Bereifung – Michelin Anakee Adventure auf Herz und Nieren getestet

Der Michelin Anakee Adventure war bei den wechselhaften Bedingungen auf Gran Canaria eine sehr gute Wahl. Von eiskaltem Asphalt in 2000 Metern Höhe über kurze Schotterpassagen bis hin zu Rennstrecken-ähnlichem Bitumen bei brütender Hitze – der Reifen meisterte alles souverän. Er bietet Grip, Stabilität und ein Gefühl von Sicherheit, das gerade auf so einer Tour Gold wert ist. Klarerweise ist der Anakee Road auf perfektem Asphalt Bedingungen noch ein Stück weit präziser und bietet noch mehr Grip, doch der Anakee Adventure bot grobe Optik und trotzdem viel Sicherheit auf Asphalt. Ein guter Kompromiss für dieses Motorrad!

Hier alle Informationen zum Reifen.

Wer die neue BMW R 1300 GS Adventure individuell anpassen will, sollte sich den Online-Konfigurator von BMW ansehen. Dort kann man bequem durch die verfügbaren Optionen klicken, von Sitzhöhen über Farben bis hin zu Ausstattungspaketen. Der Konfigurator zeigt dabei auch direkt den Gesamtpreis an – so hat man schnell einen Überblick, was die Wunschmaschine am Ende kosten wird. Ein hilfreiches Tool, um die GS Adventure perfekt auf die eigenen Ansprüche zuzuschneiden. Leider relativiert der Konfigurator auch immer wieder den Listenpreis der nackten Maschine. Auch wenn einige Ausstattungsmerkmale schon serienmäßig mit an Bord sind, wird man einiges an Extras für seine maßgeschneiderte Adventure mit in die Waagschale werfen müssen. Ich persönlich kam beim BMW Motorrad Konfigurator in Deutschland bei meiner Konfiguration auf 27.300 Euro in Deutschland. In Österreich kletterte der Preis auf über 30.000 Euro. Link Konfigurator BMW Motorrad Österreich

So würde ich meine Adventure persönlich konfigurieren:

  • Basismodell
  • Style GS Trophy
  • Innovationspaket, Tourenpaket, Dynamik Paket
  • Kreuzspeichenräder (sind im Style GS Trophy Paket dabei)
  • Hohe Komfortsitzbank plus Komfortlenker
  • Vorbereitung Navigationsgerät (im Touring Paket dabei)
  • Topcase

Mit Calimoto über die Insel: Digital Routing beim Canary Ride

Gran Canaria ist ein echtes GPS-Navi-Paradies - und gleichzeitig eine echte Herausforderung für digitale Routenführung. Zwischen engen Serpentinen, spektakulären Küstenstraßen und versteckten Bergpässen haben wir beim Test auf die Calimoto App gesetzt. Und das aus gutem Grund: Die präzise Kurvenvorausberechnung der App war besonders in den unübersichtlichen Bergpassagen gold wert. Mit der "kurvig"-Einstellung hat uns die App zuverlässig die spannendsten Strecken der Insel präsentiert - von der legendären "Valley of Tears"-Route bis zu versteckten Straßen, die in keinem Reiseführer stehen. Besonders praktisch: Die Offline-Funktionalität. Denn gerade in den Bergen kann das Mobilnetz schon mal schwächeln. Dank vorab geladener Karten konnten wir uns voll und ganz auf die fantastischen Strecken der Kanareninsel konzentrieren.

Hier 3 Tourentipps für euren Motorradurlaub auf Gran Canaria

Enge Kehren und rauer Asphalt - Die GC606 auf Gran Canaria

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Flexibel durch alle Höhenlagen: IXS Venture-Serie im Inseltest

Die Temperaturschwankungen auf Gran Canaria stellen jede Motorradkombi vor eine echte Herausforderung: Von kühlen 5 Grad morgens in den Bergen bis zu sommerlichen 30 Grad am Strand – hier muss die Ausrüstung mitspielen. Die neue IXS Venture-Serie meisterte diese Aufgabe beim Kanaren Trip 2025 mit Bravour.

In der Redaktion vertrauten wir auf zwei verschiedene Setups: Während McGregor die luftige Venture Air Kombi mit dem neuen Venture-1.0 Helm und den STX-Handschuhen wählte, testete ich die etwas sportlicher geschnittene Venture-STX-Kombination. Der Clou bei beiden Varianten? Dank cleverer Belüftungsöffnungen und hohem Stretchanteil passten sie sich perfekt an die wechselnden Bedingungen an. Ein Griff an die strategisch platzierten Lüftungsreißverschlüsse reichte, um von Bergmodus auf Küstenklima umzuschalten. Bei unseren Testfahrten quer über die Insel hat sich das als echter Zeitsparer erwiesen – keine lästigen Zwischenstopps zum Umrüsten, sondern einfach während der Fahrt anpassen und weiter geht’s.

Hier alle Informationen zum IXS System.

Die BMW R 1300 GS Adventure 2024 bleibt die souveräne Reiseenduro, die sie immer war. Sie ist mächtig, kraftvoll und komfortabel – ein Motorrad für anspruchsvolle und erfahrene Fahrer, die sowohl lange Touren als auch fordernde Strecken lieben. Die Elektronik und die Bremsen zeigen in extremen Situationen kleine Schwächen, doch das Gesamtkonzept ist nach wie vor beeindruckend. Ob ich sie kaufen würde? Die Optik hat mich nicht sofort begeistert, aber nach diesem Tag auf Gran Canaria bin ich mir sicher: Die R 1300 GS Adventure ist ein Motorrad, das man nicht unterschätzen darf – und das mich letztlich wieder überzeugt hat. Aber offen gesagt war es bei diesem Terrain diesmal so, dass ich beim nächsten mal eher wieder zur neuen F 800 GS greifen würde. Hier auf der Insel war sie einfacher zu rangieren und in Summe empfand ich sie als die bessere Wahl. Wohingegen ich nach Touren in Andalusien immer eine starke Sehnsucht zu den großen Adventure Modellen empfand. Es ist logisch, dass das anvisierte Einsatzszenario das wichtigste Kriterium für die Kaufentscheidung ist. Die „kleinen“ GS Modelle sind nun viel besser als früher und sind eine faszinierende Alternative zum dicken Brummer. Die BMW R 1300 GS Adventure ist jedoch eine klare Kaufempfehlung für Piloten, die gerne dynamisch fahren aber trotzdem maximalen Fahrkomfort suchen. Voraussetzung ist jedoch, dass man die nötige Körpergröße mitbringt und die Erfahrung hat, ein so schweres und großes Motorrad souverän zu beherrschen. Dann macht sie macht Reisen nicht nur einfach und komfortabel, sondern auch atemberaubend schnell – eine Kombination, die einfach faszinierend ist.

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Wie viel kostet eine BMW R 1300 GS Adventure?
Hier findest du einen Überblick über das Preisniveau von neuen und gebrauchten Motorrädern!
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BMW R 1300 GS Adventure 2025 - Erfahrungen und Expertengutachten

nastynils

Die BMW R 1300 GS Adventure bleibt eine beeindruckende Reiseenduro mit kraftvollem Antrieb, hohem Komfort und souveräner Dynamik. Sie glänzt durch agiles Handling, hochwertige Assistenzsysteme und erstklassige Ergonomie. Kleine Schwächen zeigen sich bei extremen Bedingungen in Bremsen und Elektronik sowie durch ihr hohes Gewicht. Trotz polarisiertem Design ist sie eine klare Wahl für erfahrene Fahrer, die Komfort und Performance auf langen Touren schätzen.


Agiler Boxer-Antrieb

erstaunlich neutrales Handling

tolle Ergonomie für Langstrecken

hohe Reichweite

hochwertige Assistenzsysteme erlauben sehr dynamische Fahrmanöver

tolle Ausstattung

tolles Bedienkonzept

grandioser Sitz

sehr harmonisches Einlenkverhalten

beeindruckende Stabilität bei hohem Tempo

souveräne Leistung auch bei anspruchsvollen Bedingungen

Hohes Gewicht – schwer vom Ständer zu wuchten

etwas eingeschränktes Bremsgefühl bei sehr schlechtem Asphalt

Traktionskontrolle und Combined-ABS stoßen in extremen Bedingungen an ihre Grenzen

sehr hohe Sitzposition ist für kleinere Fahrer herausfordernd

Optik noch polarisierender als bei früheren Modellen

BMW R 1300 GS Adventure Test Bilder

Quelle: 1000PS

BMW R 1300 GS Adventure Test auf Gran Canaria - Bild 1

Hinterradaufhängung – Der Paralever bietet gewohnte Stabilität, kann auf extrem rauem Asphalt in Kombination mit dem Bremssystem aber weniger überzeugen.

BMW R 1300 GS Adventure Test auf Gran Canaria - Bild 2
BMW R 1300 GS Adventure Test auf Gran Canaria - Bild 3

Bodenfreiheit – Die hohe Bodenfreiheit ermöglicht Geländetauglichkeit, erschwert jedoch das Rangieren.

BMW R 1300 GS Adventure Test auf Gran Canaria - Bild 4

Frontpartie – Die Optik der BMW R 1300 GS Adventure polarisiert mehr als bei früheren Modellen und löst nicht bei jedem den „Haben-Wollen-Effekt“ aus.

BMW R 1300 GS Adventure Test auf Gran Canaria - Bild 5

Der Michelin Anakee Adventure bietet einen guten Kompromiss zwischen Offroad-Optik und Straßentauglichkeit.

BMW R 1300 GS Adventure Test auf Gran Canaria - Bild 6
BMW R 1300 GS Adventure Test auf Gran Canaria - Bild 7
BMW R 1300 GS Adventure Test auf Gran Canaria - Bild 8

Cockpit und Bedienung – Das TFT-Display und die Schalter sind intuitiv und ergonomisch durchdacht

BMW R 1300 GS Adventure Test auf Gran Canaria - Bild 9
BMW R 1300 GS Adventure Test auf Gran Canaria - Bild 10
BMW R 1300 GS Adventure Test auf Gran Canaria - Bild 11

Sitzkomfort – Die Sitzbank ist sehr bequem auf langen Touren, in niedriger Position vermittelt sie mehr Sicherheit, bleibt aber für kleine Fahrer fordernd.

BMW R 1300 GS Adventure Test auf Gran Canaria - Bild 12
BMW R 1300 GS Adventure Test auf Gran Canaria - Bild 13
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BMW R 1300 GS Adventure Test auf Gran Canaria - Bild 15
BMW R 1300 GS Adventure Test auf Gran Canaria - Bild 16

Die BMW F 800 GS fuhren wir im direkten Vergleich! Sie war einfacher zu rangieren, machte viel Spaß, ist deutlich billiger! Aber natürlich ist der Adrenalinpegel ebenfalls deutlich niedriger!

1000PS Partner

Motorex AGContinental Motorradreifencalimoto GmbH