TVS Ronin Test 2024

TVS Ronin Test 2024

Ist es ein Cruiser? Naked Bike? Scrambler? Indisches Bike im Test

Der indische Hersteller TVS steigt mit kommenden Herbst auf dem europäischen Markt ein und führt sechs Modelle bei uns ein. Die TVS Ronin durften wir schon in die Alpen zum intensiven Test ausführen.

Gregor

Gregor

Veröffentlicht am 10.10.2024

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Die Ronin ist eines von 6-Zweirad-Modellen des indischen Herstellers TVS aus Mysore, die ab kommenden Herbst in Italien und ab 2025 in weiteren europäischen Ländern verfügbar werden sollen. Sie ist dabei das einzige Motorrad mit Retro Designelementen und geht durch ihre leicht stollige Bereifung und ein paar Offroad-orientierte Bauteile, wie zB dem Motorschutz, in Richtung Scrambler-Segment. Das war auch schon genug, um sie für unsere A2-Scrambler-Tour in den friulanischen Alpen zu qualifizieren.

Technische Daten zu TVS Ronin

In ihrem Herzen schlägt ein luft-öl-gekühlter Einzylinder mit 225 cm³ Hubraum, der 20,4 PS bei 7.750 U/min und 19,93 Nm Drehmoment bei 3.750 U/min leistet. Passend zu diesem überschaubaren Leistungsniveau sind auch die restlichen Bauteile kompakt dimensioniert. Doppelschlreifenrahmen aus Stahl, nicht einstellbare USD-Gabel und Monofederbein, ein flacher Sattel mit einer Sitzhöhe von nur 795 mm und überschaubare, doch moderne Elektronik, inklusive LC-Display, LED-Lichtelemente, Smartphone-Konnektivität per Bluetooth/App und Urban & Rain ABS-Modi - Alles zusammen kommt mit voll aufgefülltem 14 Liter Tank auf gemessene 162,5 kg. Im Gegensatz zu den hauseigenen, etwas gröberen TVS Explor Reifen, orientieren sich die Raddimensionen eher am Naked-Bike-Sektor mit 110-70-17 vorne und 130-70-17 am Heck. Also was ist sie nun? Scrambler? Cruiser? Oder doch Naked Bike? Zusätzlich besitzt die TVS Ronin in Serie noch einen Hauptständer und einstellbare Handhebeleien. Zu den Federwegen gibt es leider keinerlei Angaben vom Hersteller, weshalb ihre Performance im Scrambler-Betrieb auf unbefestigten Wegen spannend wird, aber immerhin bietet die Ronin 181 mm Bodenfreiheit, die für unsere anvisierten Schotterpässe reichen sollte. Doch eins nach dem anderen! Vor den friulanischen Alpen stand zuerst die Anfahrt auf dem Asphalt am Programm.

TVS Ronin im Stadtgebiet

Wenig überraschend im Angesicht ihrer Dimensionen erweist sich die TVS Ronin im Stadtverkehr als äußerst handliches Fahrzeug. Mit einer überschaubaren Leistung von knapp über 20 PS und einem relativ geringen Gewicht von 162,5 kg im vollgetankten Zustand lässt sich die Maschine mühelos durch Autokolonnen und dichten Verkehr manövrieren. Der Einzylindermotor mit 225,9 cm³ Hubraum ist ausgesprochen gutmütig und zugänglich, während die sanfte Leistungsentfaltung und die leichtgängige Kupplung eine präzise Dosierung ermöglichen.

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Durch die geringe Bauhöhe fühlen sich selbst kurzgewachsene Fahrer wohl auf der TVS Ronin.

Besonders die niedrige Sitzhöhe von 795 mm trägt dazu bei, dass selbst kleinere Fahrerinnen und Fahrer problemlos mit den Füßen den Boden erreichen. In der Stadt fühlt sich die TVS Ronin sehr wohl, erzeugt nicht viel Abwärme erzeugt und lässt sich leicht schalten. Trotz der moderaten Leistung ist der Motor kräftig genug, um einen schnellen Start an der Ampel hinzulegen oder zügig auf der Stadtautobahn voranzukommen. Der dezente, aber angenehm bollernde Klang des Motors ergänzt das schicke Neo-Retro-Design der TVS Ronin. Elektronik hat die Ronin dafür kaum an Bord. Abseits der Smartphone Konnektivität spielen nur die zwei ABS-Modi (Urban & Rain) eine Rolle, mit denen man die Regelung des ABS auf die Fahrbahnbedingungen einstellen kann. Das kann im Zweifelsfall zwar gerade recht kommen, der Großteil der Bremsmanöver mit der Ronin läuft aufgrund der gutmütig abgestimmten Bremsen aber sowieso ohne Eingriff des ABS ab, selbst bei nassen Schienen, Kanaldeckeln oder Zebrastreifen in der Stadt.

TVS Ronin auf der Langstrecke

Sobald man das urbane Gebiet verlässt und die Straßen sich öffnen, insbesondere auf den breiten, europäischen Straßen, zeigt sich ein anderes Bild. Man merkt, dass TVS als indischer Hersteller die Ronin für andere Bedingungen entwickelt hat. Die Ronin ist eindeutig ein Motorrad, das nicht primär für die hohen Geschwindigkeiten europäischer Straßen konzipiert wurde. Sobald die Geschwindigkeit in Richtung 100 km/h oder darüber geht, kämpft der kleine 225,9-ccm-Motor spürbar. Eine Geschwindigkeit von etwa 90 bis 95 km/h ist noch machbar, doch darüber hinaus wird es zunehmend schwierig. Das bedeutet, auf der Bundesstraße kann man noch gut mit dem fließenden Verkehr mithalten, aber auf der Autobahn ist die Ronin eher fehl am Platz. Dies liegt unter anderem auch daran, dass jeglicher Windschutz fehlt.

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Gemütlich angehen ist die Devise auf der TVS Ronin.

Auf der Langstrecke, wo hohe Geschwindigkeiten keine Rolle spielen, sondern es eher um entspanntes Touring geht, zeigt sich jedoch eine Stärke der Ronin: die Sitzposition. Hier kommt ein gewisser Cruiser-Einfluss ins Spiel. Man sitzt sehr entspannt, der Kniewinkel ist nahezu rechtwinklig, die Fußrasten sind weit vorne positioniert, der Oberkörper bleibt aufrecht, und die Arme sind nur leicht angewinkelt und ruhen entspannt auf dem breiten Lenker. Trotz des günstigen Preises der Ronin ist der Sattel angenehm gepolstert, sodass auch längere Fahrten keine Probleme bereiten. Wenn man sich auf den entschleunigenden Charakter der Ronin einlässt, kann man tatsächlich lange Strecken komfortabel zurücklegen. Und auch günstig, denn ein weiterer großer Pluspunkt ist der geringe Spritverbrauch des kleinen Motors. Mit dem 14-Liter-Tank der Ronin kommt man mühelos über 400 Kilometer weit, was auf langen Touren äußerst praktisch ist.

TVS Ronin im Winkelwerk

Im Gegensatz zur Langstrecke zeigt sich die TVS Ronin in ihrem Element, sobald die Straßen kurviger und enger werden. Auf verwinkelten Strecken ist man viel mehr auf Schwung und eine gute Fahrdynamik angewiesen, und genau hier spielt die Ronin ihre Stärken aus. Natürlich wird man auch in diesem Terrain keine Rennen gewinnen, aber die geringe Leistung ist hier kein großes Problem, da die Ronin in anderen Bereichen glänzt – vor allem, wenn man ihren geringen Preis im Hinterkopf behält.

Eine ihrer großen Stärken ist das sehr willige Einlenkverhalten. Die Ronin kippt mit beeindruckender Leichtigkeit in die Schräglage, was bedeutet, dass Wechselkurven oder schnell aufeinanderfolgende, enge Kurven nicht nur mühelos zu durchfahren sind, sondern auch richtig Spaß machen. Das schnelle Umlegen von einer Seite auf die andere funktioniert hervorragend, auch weil das Fahrwerk, obwohl nicht einstellbar, für diese Preisklasse erstaunlich stabil ist. Es bringt keine Unruhe ins Fahrzeug, sondern dämpft leichte Unebenheiten in Schräglage ab, sodass man sich sehr souverän in die Kurven legen kann. Gleichzeitig kommt aber auch der Komfort nicht zu kurz.

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Die Schräglagenfreiheit der Ronin ist schnell ausgereizt.

Die Bremsen der Ronin sind zwar nicht herausragend, aber durchaus ausreichend. Der vordere Bremsdruckpunkt ist recht weich und erfordert etwas Handkraft, um eine stärkere Verzögerung zu erzielen. In Kombination mit der fein dosierbaren Hinterradbremse ist die Bremsleistung jedoch absolut in Ordnung, besonders in Anbetracht der Größe und des Gewichts des Fahrzeugs. Die Ronin ist schließlich kein schweres Vollstreckeneisen.

Ein gewisser Kompromiss ergibt sich aus dem Cruiser-Aspekt der Ronin, insbesondere durch die niedrigen und weit vorne angebrachten Fußrasten. Dadurch ist die Schräglagenfreiheit etwas begrenzt. Dennoch reicht es aus, um ordentlich Spaß zu haben und dass ein breites Grinsen unter dem Helm steht.

TVS Ronin Offroad

Schließlich erreichen wir die Alpen, wo wir auf herrliche Schotterpässe stoßen und die dezenten Offroad-Ambitionen der TVS Ronin auf die Probe stellten. Natürlich wird schnell klar, dass die Ronin kein vollwertiges Offroad-Bike ist, was sich schon beim Blick auf die technischen Daten zeigt – insbesondere die unpassenden Raddimensionen. Dennoch vermitteln die stollige Bereifung und das Motorschutzblech eine gewisse Bereitschaft für losen Untergrund.

Was im fahrenden Offroad-Betrieb sofort auffällt, ist die eingeschränkte Ergonomie. Die weit vorne platzierten Fußrasten machen es nahezu unmöglich, eine funktionale und bequeme Stehposition einzunehmen. Der Körper ist dabei viel zu nah an den Fußrasten, und sobald es bergauf geht oder man unter Zug etwas beschleunigen möchte, fehlt die Möglichkeit, den Körper nach vorne zu balancieren. Das bedeutet, dass man auf der Ronin sitzend weiterfahren muss. Normalerweise bin ich im Offroad-Bereich ein Fan davon, stehend zu fahren, da dies mehr Kontrolle über das Motorrad gibt. Doch ich erinnerte mich daran, dass die Ronin als indisches Fahrzeug wahrscheinlich mehr unbefestigte Straßen sieht als die meisten Adventure-Bikes in Europa. Und nur weil man sie nicht performant und stehend im Gelände bewegen kann, heißt das nicht, dass sie auf losem Untergrund nicht fähig ist.

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Selbst gröberes Gelände schafft die Ronin, aber wie in all den anderen Fahrsituationen, schön gemütlich sitzend und ohne Stress dahintuckernd.

Und genau so war es dann auch. Sobald ich mich darauf eingelassen habe, sitzend über Stock und Stein zu tuckern und es entspannt anzugehen, funktioniert es überraschend gut. Wir stoßen sogar auf eine Militärstraße, die durch schwere Regenfälle stark beschädigt wurde und deren Fahrbahn gerade mal notdürftig mit losem Schotter und gröberem Geröll präpariert ist. Auch hier zeigt sich die Ronin erstaunlich fähig. Es gibt ein großes Sicherheitsgefühl, wenn der Boden in greifbarer Nähe ist und man jederzeit mit den Füßen absteigen und sich helfen kann, wenn man ins Straucheln gerät. Gleichzeitig ist der leicht dosierbare, doch ausreichend drehmomentstarke Einzylinder ebenfalls eine Hilfe. Die Bodenfreiheit von 181 mm ist zwar nicht übertrieben viel, aber ausreichend für kleinere Spielereien und Abenteuer. Wird das Gelände weniger anspruchsvoll und man kann etwas Tempo aufnehmen, beispielsweise auf Schotterstraßen, machte es sogar Spaß, den kleinen Scrambler-Cruiser in die Kurven zu drücken, Gas zu geben und vielleicht sogar einen kleinen Drift hinzubekommen. Allerdings nur am Kurvenausgang, denn in der Bremszone verhindert das nicht ausschaltbare ABS Rutscher des Hinterrads.

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TVS Ronin 2024 - Erfahrungen und Expertengutachten

Gregor

Die Ronin ist ein kleinhubiges Motorrad mit einem interessanten Charakter, irgendwo zwischen Cruiser, Naked Bike und Scrambler. Naturgemäß kämpft sie mit breiten Straßen und hohen Verkehrsgeschwindigkeiten, kann dafür aber mit einigen Stärken, wie ihrer Zugänglichkeit, dem erstaunlich stabilen Fahrwerk, Komfort und Unkompliziertheit, punkten. Vor allem in Anbetracht des sehr niedrigen Preises macht die Ronin viel mit, bietet schwungvollen Fahrspaß im Winkelwerk und sogar echte Nehmerqualitäten im leichten Offroad-Einsatz. Am besten geeignet ist sie für die Stadt und für entschleunigte Tourer.


Zugänglicher & trotzdem spaßiger Motor

Niedriges Fahrzeuggewicht

Entspannte Ergonomie

Niedrige Sitzhöhe

Hart im Nehmen

Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Nicht geeignet für Reisegeschwindigkeiten über 100 km/h

Beschränkte Schräglagenfreiheit

Händlernetz in Europa noch ein großes Fragezeichen

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Quelle: 1000PS

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