Oftmals erwartet man mit viel Spannung ein neu angekündigtes Modell oder eine Modellüberarbeitung. Die Implikationen sind Diskussionen, Medienpräsenz und Antizipation. Meist ist das Resultat dann jedoch eher ernüchternd. "Neu mit Kurven-ABS", "fünffach einstellbarer Traktionskontrolle", "überarbeitetes Windschild", "4 PS mehr Maximalleistung". Worauf ich hinaus will: Über die Benelli 752S hat man in den letzten fünf Jahren nichts gehört. Der Grund? Benelli verzichtet bewusst auf Updates. Nach dem Motto: Wenn es funktioniert, gehört es nicht geändert. Sympathiepunkte für Authentizität und nachhaltiges Marketing. Aber gibt es Punkte, wo ein Update im Jahr 2024 nötig wäre, oder bleibt die Benelli 752S ein Evergreen?
Natürlich findet man immer Mängel und Kritikpunkte, wenn man danach sucht. Oder man findet sie nicht - so wie eine Traktionskontrolle, die in der 752S fehlt. Auch wird das Display auf Benellis Homepage im “modernen High-Tech-Look” angepriesen, während ich persönlich das Farbdisplay eher als Retro-Synthwave-Musik-Mix-Hintergrundbild verwenden würde. Die Lämpchen, die Infos zu Blinker, Tank und ABS anzeigen, stammen dann doch eher aus der Ära der Nachkriegszeit. Quickshifter wird von Benelli selbst nicht angeboten. Das Fahrwerk ist vorhanden, lässt jedoch gutes Feedback in den Grenzbereichen nur schwer zu und schüttelt bei kleineren Unebenheiten in der Stadt ordentlich durch. In diesem Abschnitt wurde absichtlich pingelig aufgezeigt, dass ein Motorrad, das sechs Jahre kein Update erhält, logischerweise nicht den meisten Kriterien des heutigen Alltags gerecht wird. Die Frage stellt sich jedoch: Für wen sind die Kriterien des heutigen Alltags anwendbar? Welche Kundengruppe, oder besser gesagt, wie viel Prozent einer Kundengruppe sucht das Motorrad mit Militärtechnologie, Aviatikmechanik und fast schon aktiver Intelligenz?