Benelli 752S - Test in der Westschweiz

Benelli 752S - Test in der Westschweiz

Wie schlägt sich Benellis Naked Bike 752S im Jahr 2024?

2018 wurde die Benelli 752S vorgestellt. Ist dieses Motorrad auch im Jahr 2024 noch ein heisse Kandidatin? Wir haben sie in der Westschweiz getestet. Was hat das altbewährte Kuchen-Rezept der Oma mit Benelli gemeinsam? Wenn es funktioniert, dann ändere es nicht. So scheint es zumindest, wenn man bedenkt, dass Benelli die 752S vor sechs Jahren auf der EICMA 2018 vorgestellt hat – und sich seitdem nicht wirklich viel am Motorrad geändert hat. Diese Feststellung hat jedoch eine komplexere Botschaft, als man auf den ersten Blick denken könnte. Also unbedingt weiterlesen.

FunkyFrankee

FunkyFrankee

Veröffentlicht am 21.7.2024

11.406 Aufrufe

Die Benelli 752S verspricht nicht mehr als sie kann

Oftmals erwartet man mit viel Spannung ein neu angekündigtes Modell oder eine Modellüberarbeitung. Die Implikationen sind Diskussionen, Medienpräsenz und Antizipation. Meist ist das Resultat dann jedoch eher ernüchternd. "Neu mit Kurven-ABS", "fünffach einstellbarer Traktionskontrolle", "überarbeitetes Windschild", "4 PS mehr Maximalleistung". Worauf ich hinaus will: Über die Benelli 752S hat man in den letzten fünf Jahren nichts gehört. Der Grund? Benelli verzichtet bewusst auf Updates. Nach dem Motto: Wenn es funktioniert, gehört es nicht geändert. Sympathiepunkte für Authentizität und nachhaltiges Marketing. Aber gibt es Punkte, wo ein Update im Jahr 2024 nötig wäre, oder bleibt die Benelli 752S ein Evergreen?

Natürlich findet man immer Mängel und Kritikpunkte, wenn man danach sucht. Oder man findet sie nicht - so wie eine Traktionskontrolle, die in der 752S fehlt. Auch wird das Display auf Benellis Homepage im “modernen High-Tech-Look” angepriesen, während ich persönlich das Farbdisplay eher als Retro-Synthwave-Musik-Mix-Hintergrundbild verwenden würde. Die Lämpchen, die Infos zu Blinker, Tank und ABS anzeigen, stammen dann doch eher aus der Ära der Nachkriegszeit. Quickshifter wird von Benelli selbst nicht angeboten. Das Fahrwerk ist vorhanden, lässt jedoch gutes Feedback in den Grenzbereichen nur schwer zu und schüttelt bei kleineren Unebenheiten in der Stadt ordentlich durch. In diesem Abschnitt wurde absichtlich pingelig aufgezeigt, dass ein Motorrad, das sechs Jahre kein Update erhält, logischerweise nicht den meisten Kriterien des heutigen Alltags gerecht wird. Die Frage stellt sich jedoch: Für wen sind die Kriterien des heutigen Alltags anwendbar? Welche Kundengruppe, oder besser gesagt, wie viel Prozent einer Kundengruppe sucht das Motorrad mit Militärtechnologie, Aviatikmechanik und fast schon aktiver Intelligenz?

Benelli 752 S - seit 2018 keine grossen Updates und trotzdem ein richtiger Hingucker

Benelli 752 S - seit 2018 keine grossen Updates und trotzdem ein richtiger Hingucker

Benelli 752S - ein technischer Überblick

Ausgestattet mit einem Zweizylinder-Motor, der flüssigkeitsgekühlt arbeitet, bietet die 752S einen vom Namen her nicht naheliegenden Hubraum von 754 ccm. Der Motor leistet 56 kW (76 PS) bei 8500 U/min und liefert ein maximales Drehmoment von 67 Nm bei 6500 U/min, was für eine ordentliche Beschleunigung sorgt.

Zudem ist die 752S auch in gedrosselter Form für Fahranfänger mit 35 kW erhältlich.

Der Motor ist mit einem elektronischen Benzineinspritzsystem mit Doppel-Drosselklappe ausgestattet, das eine präzise Kraftstoffzufuhr gewährleistet. Die Kraft wird über einen Stahl-Gitterrohrrahmen auf die Straße übertragen.

Das Fahrwerk der Benelli 752S besteht aus einer Upside-Down-Gabel mit einem Durchmesser von 50 mm an der Vorderachse und einem Monoshock-Federbein mit einstellbarer Vorspannung an der Hinterachse. Die Bremsanlage besteht aus einer Doppelscheibenbremse mit 320 mm Durchmesser und einem 4-Kolben-Bremssattel vorne sowie einer Einzelscheibenbremse mit 260 mm Durchmesser und einem 2-Kolben-Bremssattel hinten - erfreulicherweise der Marke Brembo. Im Vergleich zu den anderen Benelli-Modellen, die mit hauseigenen Bremssätteln ausgerüstet sind, verspürt man hier eine viel kraftvollere und dosierbarere Bremsentwicklung.

Zudem ist der Bremsapparat an der 752S durch ein serienmäsiges ABS für erhöhte Sicherheit ergänzt.

Mit einem Trockengewicht von 226 kg fällt die Benelli 752S, wie die gesamte Benelli-Familie, eher schwer aus.

Nicht viel Elektronik, dafür eine grosse Portion Sympathie - Benelli 752 S

Nicht viel Elektronik, dafür eine grosse Portion Sympathie - Benelli 752 S

F/A 18 und die Benelli 752S - Ein würdiges Sinnbild?

Nach den weiter oben gelesenen Zeilen fragt man sich bestimmt: Warum sollten diese zwei Objekte sinnbildlich zusammenstehen? Die Technik und Elektronik in den Motorrädern dient dem Ziel, möglichst schnell und möglichst optimal Strecken zu absolvieren. Die Implikation eines Motorrades, das vergleichsweise an Elektronik und Assistenzsystemen ausgehungert ist? Es fühlt sich sehr schnell viel schneller an. Das ist für den Fahrer im öffentlichen Straßenverkehr eigentlich etwas Gutes, denn so kann man Adrenalin tanken und um die Kurven düsen, ohne direkt im hoch illegalen Bereich zu landen.

Die Benelli 752S fährt sich sportlich und ab einer gewissen Drehzahl hängt sie wirklich auch sehr spassig (und kraftvoll) am Gas. Ohne Traktionskontrolle, Kurven-ABS oder andere kleine Helferlein sind Aufmerksamkeit, Vorausdenken und Kontrolle gefordert. Aus diesem Grund verbindet man sich automatisch mehr mit dem Motorrad. Man muss eben noch den Lenker in die Hand nehmen und klare Impulse setzen. Irgendwie eine Erfrischung und definitiv sympathisch.

Unangezweifelt gibt es Motorräder auf dem Markt, die auch ohne Elektronik einiges mehr an Leistung und Performance auf die Strasse bringen. Was hier jedoch klar gemacht werden soll, ist, dass nur weil ein Modell seit sechs Jahren keine Updates erhalten hat, es trotzdem für einige Biker sehr interessant und lukrativ sein kann, sich die Benelli 752S auch im Jahr 2024 noch genauer anzuschauen.

Benelli 752 S und ein schweizer F/A 18 Kampfjet - aufgenommen am Militärflugplatz Payerne

Benelli 752 S und ein schweizer F/A 18 Kampfjet - aufgenommen am Militärflugplatz Payerne

Für wen ist die Benelli 752S eine gute Wahl?

Bei diesem Motorrad ist die Gegenfrage einfacher zu beantworten: Für wen ist die Benelli 752S eine schlechte Wahl? Liebhaber der modernen Technik, Personen mit starker Priorität auf Sicherheit, Rennfahrer, die ihre Maschinen stets bis ans Limit treiben möchten.

Für wen ist das Motorrad interessant? Besonders für Fahranfänger, die nach Ablauf der Ausweisbeschränkung keine neue Maschine erwerben wollen. Diese finden in der Benelli 752S viele Qualitäten, die für alle angehenden Motorradfahrer beim Lernen wichtig sind. Mit der Benelli 752S lernt man noch, Impulse setzen zu müssen. Man lernt, wie ein Motorrad seine Kraft entwickelt, ohne dass die Traktionskontrolle stets eingreift und das Sensibilisieren der Hand zur Betätigung des Gashahns verhindert. Zudem ist die 752S in der Schweiz ab CHF 8.999 erhältlich. Aufgrund einer Aktion zurzeit sogar ab CHF 7.999.

Nach meiner Testfahrt durch die ländlichen (und definitiv unterbewerteten) Strassen in der Region Murtensee habe ich mein Fazit zur Benelli 752S sehr schnell gezogen. Von allen Benelli-Modellen definitiv das Zugpferd. Dass die Leoncino 800 im Jahr 2022 mit demselben Motor vorgestellt wurde, jedoch in Sachen Performance und Fahrverhalten nur schwer mithalten kann, zeigt, dass nicht immer alles, was funktioniert, ständig verändert werden muss. Ein sympathisches Modell, das leider zu wenig Liebe und Zuneigung in der Motorradcommunity geniesst. Für mich ganz klar eine tolle Alternative für alle Biker mit Herz, Fahranfänger und Mechanik-Liebhaber.

Die Benelli 752 S ist ein spannendes Motorrad besonders für Fahranfänger

Die Benelli 752 S ist ein spannendes Motorrad besonders für Fahranfänger

Neues Modell? Benelli 902S in den Startlöchern

Trotz der ausbleibenden Updates auf bestehenden Modellen hat Benelli in China auf der Beijing Motor Show 2024 die neue Benelli 902S vorgestellt. Dabei handelt es sich um einen 102-PS-Reihenzweizylinder-Motor, der das neue 902S-Modell antreibt. Obwohl das Motorrad bisher nur im fernen Osten vorgestellt wurde, ist eine baldige Ankündigung auf dem europäischen Markt naheliegend.

Damit wäre dann der Einstieg in den Ring der grossen Naked Bikes abgesegnet. Wir schauen gespannt in die Zukunft!

Wie viel kostet eine Benelli 752 S?
Hier findest du einen Überblick über das Preisniveau von neuen und gebrauchten Motorrädern!
FunkyFrankee

Benelli 752 S 2024 - Erfahrungen und Expertengutachten

FunkyFrankee

Wer italienisches Design und die Designsprache von MV Agustas Brutale-Reihe im Speziellen mag, findet in der Benelli 752 S eine besonders fesche Partnerin. Sehr gut gelungen ist die Abstimmung des Fahrwerks und der Bremsanlage, die Sitzposition ist komfortabel aufrecht – entspricht also auch dem Standard, den man auf einem modernen Mittelklasse-Naked Bike erwarten kann. Mittelmaß ist auch der Antritt des Motors, da ginge mit Überarbeitung der Einspritz-Elektronik bestimmt mehr. Dafür würde wiederum die Ausstattung der Benelli 752 S in eine höhere Klasse passen, mit LED-Beleuchtung rundum, fetter USD-Gabel und sogar TFT-Farbdisplay macht sie schon einiges her.


hübsche Optik

guter Sound

angenehme Sitzposition

ausgewogenes Fahrwerk

kräftige Brembo-Bremsen

Farb-TFT-Display

Motor könnte stärker sein

kaum Einstellmöglichkeiten im Display

Design bei MV Agusta abgekupfert

Benelli 752S - Test in der Westschweiz Bilder

Quelle: 1000PS

Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 1
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 2
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 3
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 5
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 6
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 8
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 9
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 11
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 12
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 14
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 15
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 17
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 18
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 20
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 21
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 23
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 24
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 26
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 27
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 29
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 30
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 32
Benelli 752 S - Test in der Westschweiz im Jahr 2024  - Bild 33
Benelli 752 S 2024 - Bild 35
Benelli 752 S 2024 - Bild 36
Benelli 752 S 2024 - Bild 38
Benelli 752 S 2024 - Bild 39
Benelli 752 S 2024 - Bild 41
Benelli 752 S 2024 - Bild 42

1000PS Partner

LOUISContinental MotorradreifenSchuberthcalimoto GmbHMotorex AG