Gut, wenn ein Motorrad mit Griffheizung ausgestattet ist, speziell wenn es in unseren Breiten Ende Februar auf Tour geht. Besser freilich, wenn man sich vor dem Losfahren schlau darüber macht, wie diese zu aktivieren ist. Denn im Regen bei gerade einmal fünf Grad Lufttemperatur vermochte ich den kleinen, unscheinbaren Knopf am linken Lenker nicht zu finden - und weil ich auch nicht extra stehenbleiben wollte, waren die Finger beim ersten Stopp nach etwa zwei Stunden in Neumarkt in der Steiermark kaum noch zu spüren. Nach einem wärmenden Tee an der Tanke stach er mir aber sofort ins Auge, was dann doch einen erheblichen Komfort-Unterschied für den Rest der Reise ausmachte. Die mich weiter durch Kärnten nach Italien führte. Zunächst auf Bundesstraßen, dann auch auf der Autobahn, um Kilometer zu machen, dort wo es landschaftlich nicht sonderlich spannend ist. Wenn man in vier Tagen von Wr. Neustadt nach Barcelona will, muss man Kompromisse eingehen. Entweder alles auf eher unspektakulären Landes- und Bundesstraßen abspulen, oder sich ein paar Strecken-Highlights herauspicken und dafür auch einige (hundert) Autobahnkilometer in Kauf nehmen.

Suzuki V-Strom 1050 DE im Reisetest
Auf nach Barcelona – so schlug sich Suzukis Reise-Flagschiff
Wo kann man eine Reiseenduro besser testen als auf der Reise? Daher schnappte sich Wolf die Suzuki V-Strom 1050 DE, ließ einen Conti TKC70 aufziehen und startete in unsere 1000PS-Außenstelle bei Barcelona. Ziemlich genau 2000 Kilometer in vier Tagen, ehe er vor Ort noch zwei paar Tage on- und offroad unterwegs gewesen ist, insgesamt waren es dann etwas über 2200 Kilometer. Liest, was er vom Motorrad und der Reise zu berichten hatte...
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wolf
Veröffentlicht am 18.3.2025
Startschuss bei Regen und fünf Grad
Die Verdonschlucht bietet wunderbare Strecken samt ebensolcher Ausblicke
Eindeutiger Höhepunkt der Anreise war dabei die Verdonschlucht in Frankreich. Unweit von Nizza bzw. im Hinterland der Côte d’Azur gelegen, ist die Gorge du Verdon mit einer Länge von 21 Kilometern neben der Tara-Schlucht in Montenegro oder der Vikos-Schlucht in Griechenland einer der spektakulärsten Canyons Europas. Und ein wahres Paradies für Motorradfahrer, gibt es doch eine ganze Reihe, teils eng verwinkelte Straßen, in denen sich die Schlucht umfahren bzw. erkunden lässt. Idealerweise im Frühjahr und Herbst, weil sich im Sommer doch viele Touristen dort bummeln und Wohnmobile und andere Verkehrsteilnehmer das Fahrerlebnis deutlich minimieren. Am 1. März 2025 hatte ich die ganzen Strecken zwischen Castellane und dem Stausee Lac de Sainte-Croix praktisch für mich allein, weshalb ich mich am dritten Fahrtag dort auch ein wenig verzettelte und erst am späten Nachmittag weiter Richtung Spanien fuhr.
Top ausgestattet für die Reise, Prunktstück bleibt der altbewährte V2
Neben den erwähnten Heizgriffen hatte das Motorrad noch ein Alu-Kofferset als Extra an Bord - Hauptständer, Sturzbügel, Motorschutz, Tempomat oder Quickshifter sind schon serienmäßig mit dabei und machen die Suzuki V-Strom 1050 DE zu einem nahezu perfekten Reise- bzw. Langstreckenmotorrad. Das auf den unterschiedlichen Wegen der Tour (Autobahn, gute Straßen, schlechte Straßen, enge Kurven, weite Kurven, feine und auch etwas gröbere Schotterpassagen) kaum Wünsche offen ließ. Wobei das Prunkstück der großen V-Strom auch in Euro5-Plus-Zeiten ihr Motor ist. Der altbewährte 1.037-Kubik-V2 ist mit seinen 107 PS und 100 Newtonmetern praktisch immer präsent und zaubert einem ein Grinsen unter den Helm, das Getriebe funktioniert Suzuki-typisch einwandfrei präzise, egal ob mit Kupplung geschalten oder der Quickshifter zu Hilfe gezogen wird. Testberichte zum Bike haben wir aber bereits einige online, weshalb es hier nicht zu sehr ins Detail geht, sondern vor allem die Eindrücke in der Praxis auf der Tour beschrieben werden. Auf der sich die Suzuki im Schnitt 6,1 Liter Sprit auf 100 Kilometer gönnte, was in Verbindung mit dem 20-Liter-Tank Reichweiten von 300 bis 350 Kilometer realistisch macht.
Bereit auch für grobe Passagen, aber keine ultimative Offroad-Maschine
Der Sitz ist bequem genug, um auch lange Etappen zu überstehen, ohne dass einem der Hintern weh tut, einzig der Windschutz ist im Vergleich zur Standard-1050er und ihrem größeren Windschild überschaubar. Mit meinen 1,75 Meter reichte er auch auf der Autobahn, größere Fahrer könnten hier jedoch definitiv ein Problem bekommen - natürlich lässt sich aber auch die größere Scheibe des anderen Models (und vice-versa) montieren. Wobei die Körpergröße eher aus einem anderen Grund ein Argument für oder gegen die DE sein könnte: Mit 880 Millimeter ist die Sitzhöhe stolz, durch den komfortablen, aber auch recht breiten Sitz fällt dazu der Schrittbogen entsprechend groß aus, so dass ich gerade einmal mit den Zehenspitzen beider Füße gleichzeitig den Boden berühren kann. Wem also ein sicherer Stand mit beiden Füßen wichtig ist, der sollte doch zumindest über 1,80 groß sein. Das 21-Zoll-Vorderrad rollt entsprechend ruhiger über gröbere Passagen und erhöht die Universalität des Motorrads, eine ultimative Offroad-Maschine macht es daraus aber nicht. Zum einen sind die Federwege mit 170 Millimeter vorne und 169 Millimeter hinten zwar in Ordnung, aber doch überschaubar, zum anderen ist das Motorrad doch ein festes Bröckerl. 152 Kilo fahrfertig wollen im Fall des Falles erst einmal wieder aufgerichtet werden, auf der 1000PS-Viewaage brachte das Testbike vollgetankt ohne Koffer (aber mit Kofferträgern) 259,5 kg auf Waage, mit Koffern stolze 270. Und da waren meine Unterhosen noch gar nicht mit drin...
Der Gravel-Mode verrichtet auf Schotter ganze Arbeit
Absolut positiv hervorzuheben ist der Gravel-Mode der Traktionskontrolle, der ein wenig Schlupf am Hinterrad zulässt, ohne dass einem die Fuhre auch bei beherzterer Gangart gleich ausbricht - da haben die Suzuki-Techniker ganze Arbeit geleistet! Den Rest der Elektronik kennt man auch von anderen Modellen und ist bei Suzuki einzeln im Power-Mode (Ansprechverhalten bzw. Leistungsentfaltung), ABS (bei der DE am Hinterrad deaktivierbar) und eben der Traktionskontrolle einstellbar.
Reisen ohne stehenzubleiben, wenn der Asphalt unter den Rädern ausgeht
Entsprechend gut hat das Motorrad auch den Mix an kleinen, kurvenreichen Straßen und unbefestigten Wegen hinbekommen, auf denen ich mich dann vor Ort in Spanien noch zwei Tage lang herumgetrieben habe. Womit wir auch schon beim Fazit meines Spanien-Trips mit der V-Strom 1050 DE sind. Die Suzuki deckt einen wirklich großen Einsatzbereich ab, ist definitiv bereit für die Reise, die durchaus schon mal in gröberes Terrain gehen darf, das mehr als ein Feldweg ist. Man wird mit ihr, aufgrund von Gewicht und Sitzhöhe etwas Routine vorausgesetzt, auch gut anspruchsvollere Strecken wie etwa die Adventure Country Tracks (ACT) absolvieren können, und obendrein sehr komfortabel dorthin kommen, wo die spannenden Abschnitte beginnen. Wer jedoch wirklich regelmäßig die Offroad-Herausforderung sucht, wird wohl eher zu einem anderen Modell, etwa der V-Strom 800 DE greifen, um bei der Marke zu bleiben. Wer aber Souveränität punkto Motorleistung gepaart mit dem Wissen haben möchte, dass man nicht umdrehen muss, nur weil einem die Straße unter den Rädern ausgeht, für den ist sie eine wirklich gute Wahl. Die auch für die Reise zu zweit genügend Kraft, Komfort und Platz bietet.
Suzuki V-Strom 1050 DE im Reisetest Bilder
Quelle: 1000PS

















































































