Es war ein sonniger Apriltag im Jahr 2008, als ich am römischen Flughafen landete. Die Erwartungen waren wie immer bei italienischen Pressevorstellungen: Man hofft auf das Beste und rechnet mit dem Schlimmsten. Doch diesmal sollte alles anders kommen. Die Dorsoduro 750 wartete bereits auf mich – ein Motorrad, das die Grenze zwischen Supermoto und Naked Bike neu definieren sollte.

Aprilia Dorsoduro 750 im Retrotest: Zeitloser Charakter-Italiener
Dorsoduro 750: Wie gut ist Aprilias Charakterbike nach 15 Jahren?
2008 wagte Aprilia mit der Dorsoduro 750 den Spagat zwischen Supermoto und Naked Bike. Der V2-Motor mit 92 PS und elektronischem Gasgriff war seiner Zeit voraus. Nach 15 Jahren zeigt unser Retrotest: Die Charakterdarstellerin aus Italien hat sich als erstaunlich zeitlos erwiesen - technisch wie optisch.
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nastynils
Veröffentlicht am 22.3.2025
Aprilia Dorsoduro 750: Der erste Eindruck täuscht nie
Noch heute erinnere ich mich an den Moment, als ich die schwarze Testmaschine erblickte. Daneben stand eine mit goldenen Felgen und rotem Design veredelte Version, die mich sofort in ihren Bann zog – bis die Eventmanagerin mich zur Serienversion dirigierte. Doch auch ohne Zubehör strahlte die Dorsoduro eine besondere Präsenz aus. Der hochwertig verarbeitete Rahmen, die markante Schwinge und die durchdachte Linienführung verrieten sofort: Hier steht kein gewöhnliches Motorrad.
Zwischen Vernunft und Leidenschaft
Der 750er V2-Motor war mir bereits aus der Shiver bekannt, doch in der Dorsoduro präsentierte er sich deutlich ausgereifter. Die elektronische Drosselklappensteuerung (ride-by-wire) mit drei verschiedenen Mappings – Sport, Touring und Rain – war damals ein echter Technologiesprung. Mit 92 PS und 82 Nm lag die Leistung genau im süßen Spot zwischen Alltagstauglichkeit und Fahrspaß. Was mich damals besonders beeindruckte: Man konnte problemlos eine ganze Bergetappe im selben Gang fahren, so elastisch war der Motor.
Langzeiterfahrungen aus der Community
15 Jahre später zeigt sich: Die anfängliche Skepsis gegenüber der elektronischen Drosselklappensteuerung war unbegründet. In den Foren berichten Besitzer von erstaunlicher Zuverlässigkeit des Systems. Allerdings kristallisierten sich über die Jahre einige typische Schwachstellen heraus. Die Wasserpumpe neigt nach etwa 40.000 Kilometern zum Undichtwerden, und die Sekundärkette will häufiger nachgestellt werden als bei vergleichbaren Modellen.
Technische Entwicklung und Wartung
Die Community hat dem Motor ein überraschend gutes Zeugnis ausgestellt. Die anfänglichen Bedenken bezüglich der Elektronik haben sich nicht bewahrheitet – im Gegenteil. Das Mapping wurde über die Produktionszeit durch Updates sogar noch verbessert. Wartungsintervalle von 10.000 Kilometern sind praxisgerecht, wobei der Ventilspielcheck alle 20.000 Kilometer beim V2 etwas aufwendiger ausfällt. Ein häufig genannter Kritikpunkt ist der kleine 12-Liter-Tank, der auf Touren regelmäßige Tankstopps erzwingt.

Der Test der Dorsoduro im Jahr 2008 hat viel Spaß gemacht
Die Preisentwicklung der Dorsoduro 750 zeigt einen interessanten Verlauf. Nach dem anfänglichen Wertverlust hat sich der Markt bei 3.500 bis 5.500 Euro eingependelt, abhängig von Zustand und Laufleistung. Gut gepflegte Exemplare der ersten Serie sind mittlerweile sogar leicht im Wert gestiegen – ein Trend, der sich bei charaktervollen italienischen Motorrädern häufiger beobachten lässt.
Fazit aus heutiger Sicht
Was damals als mutiger Vorstoß in ein neues Segment begann, hat sich als weitsichtige Entwicklung erwiesen. Die Dorsoduro 750 war ihrer Zeit in mancherlei Hinsicht voraus. Die elektronische Motorsteuerung, die heute Standard ist, funktionierte schon damals erstaunlich gut. Der Spagat zwischen Alltagstauglichkeit und Sporteinsatz gelingt der Dorsoduro auch nach 15 Jahren noch überzeugend. Für wen ist die Dorsoduro 750 heute die richtige Wahl? Wer ein charaktervolles Motorrad mit moderner Technik sucht und dabei nicht dem Mainstream folgen will, findet hier einen spannenden Kandidaten. Die überschaubare Leistung, die gutmütige Charakteristik und das ausgewogene Fahrwerk machen die Dorsoduro auch für Wiedereinsteiger interessant. Voraussetzung ist allerdings die Bereitschaft, sich mit italienischem Temperament anzufreunden – und regelmäßige Tankstopps einzuplanen. Rückblickend muss ich schmunzeln: Die anfängliche Skepsis am römischen Flughafen war völlig unbegründet. Die Dorsoduro 750 hat sich als erstaunlich zeitlos erwiesen – sowohl in ihrer Formgebung als auch in ihrem technischen Konzept. Ein echter Charakterdarsteller im besten Sinne, der die schnelllebige Motorradwelt um eine faszinierende Facette bereichert hat.
- Wie viel kostet eine Aprilia Dorsoduro 750?
- Hier findest du einen Überblick über das Preisniveau von neuen und gebrauchten Motorrädern!
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Aprilia Dorsoduro 750 2008 - Erfahrungen und Expertengutachten
nastynils
Die Dorsoduro 750 beweist sich als ausgewogener Allrounder, der den Spagat zwischen Alltagstauglichkeit und Fahrspaß meistert. Die seinerzeit innovative elektronische Drosselklappensteuerung hat sich als zuverlässig erwiesen und ermöglicht in Verbindung mit dem charaktervollen V2-Motor ein breites Einsatzspektrum. Besonders überzeugend ist die Kombination aus gutmütigem Handling für Einsteiger bei gleichzeitig genügend Potential für erfahrene Fahrer. Die wenigen technischen Schwächen sind gut dokumentiert und berechenbar.