MV Agusta Superveloce 800 S 2024 im Test - mehr als nur schön?

Die MV Agusta Superveloce 800 S darf - soweit sind sich die meisten Stimmen der Szene einig- als Kunstwerk auf zwei Rädern gelten. Mit einem Euro-5-konformen Dreizylinder-Motor, der in dieser Racing Kit-Spezialversion mit der (nicht straßenzugelassenen) Arrow-Komplettanlage 155 PS leistet, hat sie eine in dieser Klasse herausragende Stellung inne. Die Ausstattung umfasst einen Quickshifter (Up & Down), eine Anti-Wheelie-Kontrolle und eine mehrstufig einstellbare Traktionskontrolle und Kurven-ABS. Besonders erwähnenswert ist die hochwertige Auspuffanlage von Arrow, die 8 Extra-PS spendiert, leider nicht ganz straßenlegal ist, aber den Sound und die Leistung auf ein neues Level hebt. Trotz ihrer kompromisslosen Leistung und Technik bleibt sie in ihrer Bedienung logisch und benutzerfreundlich, wobei das 5,5 Zoll große TFT-Display eine solide, wenn auch nicht ganz moderne Anzeige bietet.

Die Superveloce 800 S ist eine Hommage an das klassische Motorrad-Design, gepaart mit modernen Akzenten. Die Speichenfelgen, die abgesteppten Nähte auf dem Sattel und der Ledertankriemen verleihen ihr eine zeitlose Eleganz. Die ikonische, runde Heckleuchte und die schlanke Heckpartie mit der eleganten Soziussitzabdeckung sind einfach atemberaubend und setzen neue Maßstäbe in Sachen Design. Jeder Winkel dieser Maschine strahlt italienische Handwerkskunst aus – von den Lenkerendspiegeln bis zur Frontverkleidung. Auch der Echt-Lederriemen der sich über den Tank spannt begeistert mit einer Qualität, die jeder Luxushandtasche gut zu Gesicht stehen würde. Die Superveloce ist ein Motorrad, das nicht einen Meter bewegt werden muss, um zu begeistern und zu inspirieren.

Die Superveloce 800 S verfügt über eine herausragende Bremsanlage, die keine Wünsche offenlässt. Mit 320 mm großen Doppelscheiben vorne und einer Brembo Stylema-Bremsanlage bietet sie eine kristallklare Rückmeldung am Bremshebel und maximale Kontrolle über das Fahrverhalten des Fahrzeugs. Der Druckpunkt ist präzise, und in Kombination mit dem 17-Zoll-Vorderrad und dem 120 mm Federweg ist das Bremsverhalten hervorragend – perfekt für dynamisches Fahren auf kurvigen Strecken. Das Hinterrad-ABS lässt sich für den Einsatz auf der Rennstrecke deaktivieren. Zudem bietet das System eine Abhebe-Erkennung und ist in den unterschiedlichen Fahrmodi passend zum jeweiligen Einsatzzweck abgestimmt.

Der Dreizylinder-Motor der Superveloce 800 S, der 155 bzw. ohne Zubehörauspuff 147 PS leistet, ist klar auf maximale Spitzenleistung ausgelegt und entfaltet seine Kraft dementsprechend erst bei hohen Drehzahlen. Zwischen 7.000 und 13.000 Umdrehungen pro Minute erwacht der Motor zum Leben und bietet eine beeindruckende Leistung, die für puren Fahrspaß sorgt, während sich darunter relativ wenig Vortrieb ergibt. Der Sound ist bereits im Stand ein Genuss, wird aber erst beim Fahren und insbesondere bei höheren Drehzahlen zu einem echten Erlebnis. Obwohl das Aggregat mittlerweile etwas in die Jahre gekommen ist, liefert es nach wie vor beeindruckende Performance. Man darf gespannt bleiben, wie MV Agusta hier ab 2025 agieren wird, wenn die Euro 5+ Norm schlagend wird.

Auf freien geschwungenen Landstraßen zeigt die Superveloce 800 S ihre wahre Stärke. Die sportliche Sitzposition, die extreme Stabilität in Kurven und das präzise Handling machen sie zu einem perfekten Begleiter für kurvige Strecken. Das Motorrad liegt wie ein Brett auf der Straße und glänzt durch hohe Transparenz. Der Fahrer weiß zu jeder Zeit exakt bescheid, was sich unter ihm tut. Dennoch erfordert sie auf engen, kurvigen Straßen einiges an Arbeit im Sattel, was sie zu einem würdigen Vertreter der Supersport-Kategorie macht.

Ein Hauptgrund für das großartige Fahrverhalten und das tolle Feedback der MV ist das Fahrwerk der Superveloce 800 S, das auf höchstem Niveau arbeitet. Mit der neuen Titan-Nitrid-Beschichtung an der Gabel und der präzisen Abstimmung ist es eindeutig auf maximale Performance und Stabilität. Auf schlechten Straßen bekommt man jede Unebenheit und jedes noch so kleine Schlagloch voll mit, dafür ist das Fahrgefühl in schnellen Kurven, durch das permanente Feedback, das das Fahrwerk liefert unbeschreiblich gut. Die MV vermittelt stets das Gefühl totaler Kontrolle und spendet dadurch Vertrauen und Sicherheit.

Die Ergonomie der Superveloce 800 S ist passend zum Fahrwerk zu 100% auf sportliches Fahren ausgelegt. Die Sitzposition ist nach vorne geneigt, der Kniewinkel ist spitz und der Sattel ist hart – alles Faktoren, die auf maximale Rückmeldung und Kontrolle und weniger auf entspannte Stunden im Sattel ausgelegt sind. Komfort steht hier nicht im Vordergrund, aber für Liebhaber sportlicher Motorräder ist die Ergonomie perfekt auf ihre Bedürfnisse abgestimmt, wobei es kleinere Piloten auf der Superveloce entspannter haben als Personen über 1,85 Meter.

Auch ein Meisterwerk wie die Superveloce 800 S hat ihre Schwächen. Die starke Hitzeentwicklung im Stand und bei niedrigen Geschwindigkeiten kann im Sommer unangenehm sein. Das 5,5 Zoll TFT-Display ist nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit und könnte heller und moderner sein bzw. bei diesem Durchmesser kleiner bauen. Zudem ist der Preis hoch, was sie für viele Interessenten auf ewig ein Traum sein lässt.

Ein Besuch in Norditalien, insbesondere in der Region um den Lago di Varese, ist für jeden Motorradliebhaber ein Muss. Hier, wo auch das Hauptquartier von MV Agusta liegt, finden sich einige der schönsten Straßen der Lombardei. Die Kombination aus traumhafter Landschaft, italienischer Kultur und der Möglichkeit, das MV Agusta Museum zu besichtigen, macht diese Region zu einem unvergesslichen Reiseziel. Die malerischen Straßen rund um den Lago Maggiore und den Lago di Varese bieten ideale Bedingungen für ausgedehnte Motorradtouren und lassen das Herz jedes Bikers höherschlagen. Einen Teil meiner Testrunde habe ich euch mit Calimoto mitgetrackt. Wer also die Möglichkeit hat, sollte unbedingt eine Reise nach Norditalien in Betracht ziehen, um die Schönheit der Region und das Fahrerlebnis hier - vielleicht sogar auf einer MV Agusta - zu genießen.