Dakar 2025 - Daniel Sanders gewinnt auf KTM

Die erste Hälfte der Dakar 2025 bot bereits unzählige Spektakel und Wendungen - da sollte die zweite Hälfte der “härtesten Rallye der Welt” nicht nachstehen! Und das tut sie auch bereits auf der 6. Etappe, der ersten nach dem Ruhetag, nicht. Die bisher längste Etappe mit über 800 Kilometer Strecke insgesamt, stolze 600 davon gewertet, an einem einzigen Tag sollte den Fahrern alles abverlangen. Doch so weit kommen gleich zwei Piloten, die bisher in den Top 10 fahren, nicht - Ross Branch aus Botswana stürzt mit seiner Hero so unglücklich, dass er das Rennen nicht fortsetzen kann und auch der Südafrikaner Bradley Cox kommt mit seiner KTM zu Sturz, kann das Rennen zwar vorerst wieder aufnehmen, muss aber ebenfalls nach kurzer Zeit aufgeben.

Ricky Brabec hat da schon weitaus mehr Glück - oder besser Fingerspitzengefühl, geht er doch weitaus behutsamer an die Sache heran. Ist der Amerikaner beim ersten Wertungspunkt noch nicht einmal in den Top 10 des Klassements, so schiebt er sich behutsam aber stetig von Platz 5 beim 2. Checkpoint bis auf den dritten Rang beim 4. Checkpoint nach vorne. Dann sieht es zwar auf den letzten knapp 200 Kilometern so aus, als würde sein Landsmann Mason Klein auf der chinesischen Kove die Etappe souverän einsacken, da dieser jedoch noch einen kleinen aber feinen Fehler einbaut, kann Brabec doch noch die Etappe für sich entscheiden vor dem Franzosen Adrien van Beveren auf Honda und dem Spanier Jose Cornejo auf Hero. Der aktuell Gesamtführende, der Australier Daniel Sanders auf KTM wird zwar nur Neunter der 6. Etappe, baut die Führung dennoch auf fast 12 Minuten vor seinem härtesten Gegner, dem Spanier Tosha Schareina auf Honda und fast 20 Minuten auf van Beveren aus. Der Österreicher Tobias Ebster auf KTM holt mit einem 12. Platz auf der 6. Etappe sogar den Sieg in der Rally 2-Klasse und arbeitet sich auf die 11. Position in der Gesamtwertung vor.

Daniel Sanders Kalkül des Vortags sollte sich für die 7. Etappe mit rund 400 gewerteten Kilometern voll und ganz auszahlen. Denn durch den 9. Platz bei der 6. Etappe darf der Australier mehr oder weniger das Feld von hinten aufrollen und profitiert von den Spuren der vor ihm gestarteten Piloten. Erneut ist der Honda-Pilot Tosha Schareina sein größter Konkurrent, was die Zeitenjagd betrifft, denn der Spanier ist ja 15 Minuten vor Sanders gestartet. Während sich die beiden über knapp 300 Kilometer aus der Entfernung ein spannendes Duell liefern, wird im letzten Viertel ziemlich bald klar, dass Sanders ohne groben Patzer die 7. Etappe gewinnen wird. Sanders behält schließlich die Nerven und holt sich seinen 5. Etappensieg bei der Dakar 2025 - das schaffte zum letzten Mal der Australier Toby Price ebenfalls auf KTM bei der Dakar vor neun Jahren! Damit baut Sanders seinen Vorsprung vor Tosha Schareina auf über 15 Minuten, jenen auf Adrien van Beveren gar auf über 26 Minuten aus. Erfreulich verläuft die 7. Etappe auch wieder für den Österreicher Tobias Ebster mit seiner KTM - erneut holt er den Etappensieg in der Rallye 2-Klasse und festigt seinen 11. Platz in der Gesamtwertung.

Selbst wenn wir versucht sind, zu berichten, dass Daniel Sanders dem Sieg der Dakar 2025 auf seiner KTM entgegen fährt, trauen wir uns nicht, jetzt schon eine solche Prognose zu stellen - auf einer Dakar kann auf den letzten Kilometern noch so viel passieren, dass sich das Blatt noch etliche Male wenden kann. Der beste Beweis dafür ist die 8. Etappe, die bei fast 500 gewerteten Kilometern mit Kies, Sand und Dünen so ziemlich mit allen Untergründen aufwartet, die bei der Dakar 2025 vorkommen können. Erneut ist es das gleiche Spielchen wie schon bei den Etappen zuvor, dass diesmal Daniel Sanders und Tosha Schareina vorneweg zwar Zeit durch das anstrengende Navigieren verlieren, dafür aber Bonuszeiten kassieren - die am Ende allerdings nur Schareina etwas nützen. Denn den Etappensieg schnappt sich der Argentinier Luciano Benavides auf seiner KTM vor Adrien van Beveren - die beide für eine knappe halbe Stunde beim Chilenen Pablo Quintanilla auf Hilfe warten, weil dieser mit seiner Honda gestürzt ist. Dritter wird eben Schareina mit knapp 2 Minuten Rückstand auf Benavides, Sanders wird mit fast sieben Minuten Rückstand nur 7. In der Gesamtwertung führt Sanders trotzdem noch 11 Minuten vor Schareina und über 21 Minuten vor van Beveren. Aus oranger Sicht erfreulich ist auch, dass Luciano Benavides auf Platz 4 im Gesamtklassement das Honda-Bollwerk durchbricht, denn hinter ihm lauern nun Ricky Brabec und Skyler Howes auf den japanischen Maschinen. Tobias Ebster hingegen lässt nichts anbrennen, er fährt auf der 8. Etappe sensationell auf den 9. Gesamtrang nach vorne!

Auch wenn bei der Dakar 2025 keine einzige Etappe ein wahres Honigschlecken ist, so steht mit der 9. Etappe die letzte lange Prüfung am Programm. Über fast 600 Kilometer gesamt und 350 gewertete Kilometer müssen die Fahrer, die im Klassement noch weiter nach vorne wollen, ordentlich pushen, während diejenigen Fahrer, die aktuell vorne sind, ebenfalls nicht bummeln dürfen, sondern das hohe Tempo mitgehen müssen. Die grundsätzlich schwierige Aufgabe, als Etappensieger als erster navigieren zu müssen, meistert Luciano Benavides mit seiner KTM bravourös, indem er sich mit den Bonuszeiten, die er als Vorausfahrender bekommt, tatsächlich auch diesen Etappensieg holt. Zweiter wird Adrien van Beveren auf Honda, Dritter der nach wie vor Gesamtführende Daniel Sanders mit seiner Werks-KTM. Anstatt Zeit auf Sanders im Gesamtklassement gutzumachen, verliert der Honda-Pilot Tosha Schareina sogar als Siebenter der 9. Etappe ein paar Minuten und liegt 15 Minuten hinter Sanders.

In der Kürze liegt die Würze, heißt es doch so schön - man darf sich also von den nur knapp über 100 gewerteten Kilometern der 10. Etappe nicht täuschen lassen! Die Fahrt durch das „Empty Quarter“ bereitet den Fahrern immer wieder Schwierigkeiten bei der Navigation und jeder noch so kleine Fehler kann jeden mühsam erarbeiteten Vorsprung zunichte machen. Die Top-Piloten scheint das aber eher kalt zu lassen, sowohl Luciano Benavides, als auch Adrien van Beveren und Daniel Sanders legen gleich zu Beginn der Wertung ordentlich los und können nur von später gestarteten Piloten, die natürlich ihren Vorteil aus den Spuren der ersten Starter ziehen, geschlagen werden. Am Ende siegt der Südafrikaner Michael Docherty auf KTM, Zweiter wird der Portugiese Rui Goncalves auf seiner Sherco, überraschender Dritter und damit aus österreichischer Sicht ein wahrer Held wird Tobias Ebster mit seiner Rallye 2-KTM, wodurch er im Geamtklassement nun ziemlich sicher und gefestigt auf dem hervorragenden 9. Platz rangiert. An der Spitze der Gesamtwertung tut sich derweil nicht viel, aus Daniel Sanders Sicht durchaus erfreulich, führt er doch bereits mit einem kleinen aber feinen Polster von über 16 Minuten vor dem Honda-Piloten Tosha Schareina und bereits über 22 Minuten vor Adrien van Beveren, ebenfalls auf Honda.

Der aktuell Zweitplatzierte der Gesamtwertung, Tosha Schareina will es mit seiner Honda offenbar noch mal spannend machen, indem er mit einem Etappensieg bei der 11. Wertung wichtige Minuten von Daniel Sanders Vorsprung abknabbert. Das Engagement ist natürlich löblich, allerdings scheint es bei der vorletzten Etappe, wo nur noch eine sehr kurze Prüfung über knapp 60 Kilometer am letzen Tag am Programm steht, vergebliche Liebesmühe zu sein. Beeindruckend ist es allerdings schon, dass Schareina auf den lediglich knapp 150 Wertungs-Kilometern und da vor allem im Endspurt knapp 7 Minuten auf Sanders gutmachen kann. Zweiter wird auf der 11. Etappe wieder ein starker Luciano Benavides, der nur knapp 30 Sekunden auf Schareina einbüßt, Dritter wird Adrien van Beveren. In der Gesamtwertung liegt letzterer immer noch als Dritter hinter Sanders und Schareina, hat aber mit fast 16 Minuten Rückstand auf Sanders noch weniger Chancen auf den Gesamtsieg der Dakar 2025.

Ein Sieg mit Ansage - nun erlaube ich mir doch zu behaupten, dass der perfekt taktierende Daniel Sanders nur durch einen Defekt oder Sturz aus der Bahn geworfen hätte werden können. Für KTM ist es aber natürlich eine unfassbare Genugtuung, dass nach dem souveränen Honda-Sieg bei der Dakar 2024 wieder die Orangen zurückschlagen können, indem der Australier Daniel Sanders eine nahezu perfekte Rallye abliefert. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Südafrikaner Michael Docherty, ebenfalls auf KTM, die letzte kurze Etappe für sich entscheidet, Adrien van Beveren auf Rang 2 und der höchst motivierte Tobias Ebster mit der Rally 2-KTM als Dritter ins Ziel kommt - da werden wir wohl in den nächsten Jahren noch viel mehr von diesem Talent sehen! Für die Gesamtwertung hat diese letzte kurze Etappe erwartungsgemäß keine Auswirkung mehr und so gewinnt Sanders die Dakar 2025 souverän mit fast 9 Minuten Vorsprung auf Tosha Schareina, Dritter wird gesamt der Franzose Adrien van Beveren mit bereits fast 15 Minuten Rückstand.

In den aktuell schwierigen Zeiten für KTM, in denen sich die Firmenleitung immer wieder für die teils sehr teure Teilnahme an Rennen rechtfertigen muss, ist es natürlich Balsam auf der Seele, dass neben Daniel Sanders als Gesamtsieger auch Luciano Benavides als Vierter eine sehr gute Performance abliefert und vor allem Heinz Kinigadners Neffe Tobias Ebster mit seiner KTM den zweiten Platz in der Rallye 2-Klasse hinter dem Spanier Edgar Canet, ebenfalls auf KTM, belegt und sich den sagenhafte 9. Platz in der Gesamtwertung der Dakar 2025 sichert. Die Diskussionen darüber, ob ein aufwändiges Engagement bei der Dakar 2026 für KTM notwendig ist, oder überhaupt auf eine Teilnahme verzichtet werden soll, um Kosten zu sparen, werden bestimmt bald geführt - nun haben die Verantwortlichen aber wenigstens richtig gute Argumente für eine weitere Teilnahme!!!