Royal Enfield Himalayan 650 Erlkönig

Royal Enfield wagte sich mit den beiden Modellen Continental GT 650 und Interceptor 650 erstmals in die Zweizylinder-Mittelklasse - und wurde zu Recht mit guten Verkaufszahlen und Lob belohnt. Der Reihen-Zweier marschiert für seine 47 PS sehr potent und klingt dabei auch noch passend kernig. Es folgten mit Royal Enfield Super Meteor 650 und Shotgun 650 zwei weitere Modelle und nun scharren bereits mit Royal Enfield Classic 650 und Bear 650 nochmals neue Variationen für 2025 in den Startlöchern.

Da liegt es doch eigentlich ganz nahe, dass auch von der beliebten Himalayan, die es bisher nur als ohnehin quirlige einzylindrige Royal Enfield Himalayan 450 mit 40 PS gibt, eine 650er-Version mit 47 PS auf den Markt gebracht wird! Ob lediglich 7 PS mehr für die Kundschaft als echter Nutzen zählt, bleibt abzuwarten, rund 200 Kubik mehr und somit ein ärgerer Punch von unten dürften da schon mehr zählen. Nach zahlreichen Gerüchten, Spekulationen und einigen offiziellen internen Präsentationen scheint Royal Enfield nun endlich Nägel mit Köpfen machen zu wollen und hat mit den Tests der Himalayan 650 begonnen. Und es sieht ganz danach aus, dass die neue „große“ Himalayan ein echtes Premium-Modell, das nach seiner Markteinführung als Flaggschiff des Unternehmens positioniert wäre, werden soll.

Auf den ersten Blick sieht alles im Vergleich zur Himalayan 450 etwas robuster und mehr nach Reiseenduro aus - wer sich so wie wir bei der Front eher an die Husqvarna Norden erinnert fühlt, als an die kleine Schwester, liegt wohl nicht ganz falsch mit der Annahme, dass diese Austro-Schwedin als Design-Inspiration gedient haben könnte. Die Sitzanordnung ist geteilt, wobei der Vordersitz für mehr Komfort und Bequemlichkeit ausgehöhlt ist, während der Soziussitz abgestuft ist. Genau wie bei der Himalayan 450 sind die Rückleuchten in die Blinker integriert, doch damit enden die Ähnlichkeiten zwischen der bestehenden Himalayan 450 und der neuen Zweizylinderversion. Auch die neuen Spiegel am Lenker der Himalayan 650 sollen für eine bessere Sicht nach hinten sorgen. Bei der Bereifung setzt die Himalayan 650 im Gegensatz zur 450er mit 21 Zoll auf einen 19 Zoll-Vorderreifen und einen 17 Zoll-Hinterradreifen.

Royal Enfield hat auch die Bremsen deutlich verstärkt. Der Prototyp verfügt an der Vorderachse über eine Bremse von Bybre mit Doppelscheiben, also eine Brembo-Anlage. Zum ersten Mal überhaupt erhält ein Royal Enfield-Modell eine Doppelscheibenbremse vorne! Im Gegensatz zur Himalayan 450 hat die kommende Himalayan 650 eine Halbverkleidung, die sie eher zu einem Tourer als zu einem Abenteuer-Offroader macht. Dafür sprechen die serienmässigen Kofferhalter, die bei diesem Prototyp schon unterhalb des Soziussitzes am Rahmen zu sehen sind. Man kann nur hoffen, dass der Kraftstofftank mehr als 20 Liter fasst, um die Reichweite mit einer Tankfüllung zu maximieren.

So wie es aussieht, wird die Himalayan 650 voraussichtlich (und logischerweise) den gleichen 650 Kubik-Parallel-Twin wie die restlichen 650er verwenden, allerdings mit ein paar Änderungen. Aktuell leistet dieser Motor 47 PS und 52 Newtonmeter, neu ist die Krümmeranlage für den hoch montierten Endtopf und der Ölkühler mit seiner Verkleidung und neuer Anschlusslogik. Das Testmotorrad hat den hoch montierten Auspuff auf der rechten Seite, der ähnlich aussieht wie jener bei der Himalayan 450, aber deutlich höher endet.

Was das Fahrwerk angeht, so ist der Himalayan 650-Prototyp mit einer neuen einstellbaren Upside-Down-Gabel vorne und einer komplett neuen hinteren Einheit samt umgelenktem Zentralfederbein für die neue Schwinge ausgestattet. Beim Tacho sehen wir als Kontrast zum runden TFT-Element der Himalayan 450 ein rechteckiges Kombiinstrument, das aussieht, als sei es eine volldigitale TFT-Einheit. Dass die neue Royal Enfield Himalayan 650 teurer wird, als ihre 450er-Schwester sollte klar sein. Bleibt nur abzuwarten, ob sich Enfield weiterhin an den unteren Preisen des Segments orientiert, oder mit der Himalayan 650 nach höheren Sphären strebt. Als direkte Konkurrenten sehen wir jedenfalls schon die Honda NX500 oder die Benelli TRK 502 X und wegen des gleichen Hubraums auch die stärkeren Suzuki V-Strom 650, Kawasaki Versys 650 und mit etwas Phantasie die Yamaha Tenere 700. Nach unten könnte auch die KTM 390 Adventure mit ihrem 19 Zoll-Vorderrad wegen der vergleichbaren Leistung als Konkurrenz angesehen werden - die vom Design her aber Welten von der Enfield entfernt ist.

Da es sich bei der Royal Enfield Himalayan 650 noch um einen Prototypen handelt, stehen die Preise klarerweise noch lange nicht fest. Bei den Farben vermuten wir allerdings, dass es tatsächlich eine schwarze Version so wie das Modell, das uns vor die Kamera fuhr, geben wird. Über die restlichen Farben könnten wir nur spekulieren, anhand der restlichen Royal Enfield-Modelle vermuten wir aber richtig gelungene Farben und Designs. Bezüglich Auslieferung wäre es durchaus möglich, dass die Himalayan 650 bereits Ende 2025 auf den Markt kommt - wir hoffen es jedenfalls!