BMW S 1000 XR Reise-Test 2024

Gemeinsam mit der M 1000 XR wurde auch die S 1000 XR von BMW für 2024 gröber überarbeitet. Doch leider war zweitere dennoch nicht im Pressefuhrpark der Bayern vertreten, weshalb wir sie lange Zeit nicht in die Finger bekommen haben. Zum Saisonende konnten wir ihrer aber noch habhaft werden und so entführen wir die S 1000 XR sogleich auf eine größere Tour, wo sie neben ihren sportlichen Kernkompetenzen auch ihre Vielseitigkeit und Tourentauglichkeit beweisen muss. Als Testgebiet dient uns eine österreichische Region, die durchaus ein Geheimtipp unter Motorradfahrern ist.

Die BMW S 1000 XR wurde auf den kurvenreichen Straßen des Mühl- und Waldviertels in Österreich getestet. Diese Region, bekannt für ihre malerischen Hügel und wenig befahrenen Straßen, bot optimale Bedingungen, um die Fähigkeiten des sportlichen Crossovers auf die Probe zu stellen. Unsere Unterkunft im Moho Motorrad Hotel Rockenschaub in Liebenau, auf knapp 1000 Metern Seehöhe gelegen, rundete das Erlebnis ab – mit angenehmen Abenden und herzlicher Gastfreundschaft. Hier konnten wir die XR in einem vielseitigen Einsatzgebiet ausgiebig testen.

Die neue BMW S 1000 XR 2024 bietet einige Updates gegenüber ihrem Vorgängermodell. Der Reihenvierzylinder-Motor wurde auf 170 PS bei 11.000 U/min gesteigert. Das maximale Drehmoment liegt bei 114 Nm und die Motorcharakteristik ist auch weiterhin auf sportliche Performance und Drehfreudigkeit ausgelegt.

Das Gewicht von 226 kg (fahrbereit) bleibt für ein Crossover-Bike dieser Leistungsklasse akzeptabel. Neu ist auch eine leicht veränderte Ergonomie: Die Sitzhöhe wurde um 10 mm auf 840 mm erhöht, und die Sitzbank bietet nun eine flachere Form für besseren Komfort bei längeren Fahrten.

Für das Modelljahr 2024 wurde die Grundausstattung der BMW S 1000 XR erweitert. Zu den Neuerungen gehören das Headlight Pro mit Tagfahrlicht und adaptivem Kurvenlicht, das Funkschlüssel-System Keyless Ride sowie ein USB-Anschluss. Davon abgesehen sind auch schräglagenabhängige Assistenzsysteme in Serie mit an Bord. Die von uns getestete S 1000 XR war aber weit weg vom Serienzustand, sondern hatte folgende Features verbaut:

• Style Sport
• Touren-Paket
• Dynamik-Paket
• Handschutz
• Heizbare Griffe
• Vorbereitung für Navigationsgerät
• Intelligenter Notruf
• Hauptständer
• Temporegelung
• Dynamic ESA Pro
• LED-Zusatzscheinwerfer
• RDC (Reifendruckkontrolle)
• Schaltassistent Pro
• Gepäckbrücke
• M-Endurance Kette
• Deutscher Preis: 21.995,00 €

Bevor sich die S 1000 XR in den Kurven des Mühlviertels austoben kann, muss sie zuerst die Anreise von München aus absolvieren. Die überarbeitete Sitzbank und Ergonomie verbessert den Komfort im Vergleich zur Vorgängerin zwar, noch immer aber herrscht kein übertriebener Bewegungsspielraum. Der Sattel bildet eine, wenn auch entschärfte Kuhle, in der man sich unweigerlich wiederfindet. Diese vorgegebene Sitzposition ist sportlich für die Beine, der Oberkörper kann aber zwischen komplett aufrecht oder leicht vorgelehnter Attackierposition wechseln. Auf langen Etappen verschiebt man den Allerwertesten von rechts nach links und wünscht sich dennoch etwas mehr Platz nach hinten. Wer allerdings sportliche Motorräder gewohnt ist, wird sich wohlfühlen auf der S 1000 XR.

Allerdings bleibt das semiaktive Fahrwerk im „Road“-Modus vergleichsweise straff, was auf schlechten Straßen oder bei längeren Fahrten als anstrengend empfunden werden kann. Der Windschutz ist solide und die Verstellung des Windschilds gelingt einhändig während der Fahrt. Mit einem Verbrauch von etwa 6,5 bis 7 Litern pro 100 km liegt die XR zwar recht hoch, im Vergleich mit anderen Sporttourern aber ungefähr im Durchschnitt der durstigen Klasse.

Die S 1000 XR bleibt ihrem sportlichen Charakter treu und zählt zu den dynamischsten Crossover-Modellen auf dem Markt. Der Motor begeistert durch brachiale Leistung im oberen Drehzahlbereich, die auf der öffentlichen Straße meist nur zu einem Bruchteil genutzt werden kann. Dennoch begeistert das seidige Ansprechverhalten in Kombination mit dem Hunger nach Drehzahl. Dadurch gelingt es sehr gut, aus hoher Schräglage geschmeidig, doch druckvoll aus dem Radius zu feuern und mithilfe des super funktionierenden Quickshifters knackig durch die Gänge zu jagen. In Schräglage überzeugt das semiaktive Fahrwerk im „Dynamic Pro“-Modus durch Präzision und Stabilität, wobei es für extreme Sportlichkeit am Heck noch straffer sein könnte.

Was im Winkelwerk auch auffällt, sind die sportlichen Bremsen. Die bieten einen klaren Druckpunkt, brauchen wenig Kraft am Hebel und lassen sich präzise dosieren. Bei etwas härterem Verzögern macht sich aber auch ein Aufstellmoment bemerkbar, auf welches man sich erst gewöhnen muss. Genauer gesagt: Weniger auf das Aufstellmoment selbst, sondern das schlagartige Wegbleiben des Moments, wodurch die sonst sehr harmonisch einlenkende XR recht unvermittelt in die Kurve kippt.

Dank der leicht nach vorne orientierten Sitzposition und des ausgewogenen Handlings eignet sich die XR in Summe sehr gut für kurvige Straßen und sportliches „Andrücken“, ohne dabei auf Komfortfeatures verzichten zu müssen.

Die BMW S 1000 XR ist ein Premium-Motorrad, das schon in Serie viel Performance bietet. Dementsprechend ist ihr Startpreis nicht von schlechten Eltern. Der UVP von BMW startet in Deutschland bei 19.280 €. In Österreich muss man sogar mindestens 22.690 € für eine neue S 1000 XR 2024 auf den Tisch legen. Wenn man sich die Maschine dann auch noch aufwerten möchte und merkt, dass manche Touring-Essentials, wie Hauptständer, Heizgriffe, Gepäckbrücke, oder Tempomat, aufpreispflichtig sind, von Fahrspaß-erhöhenden Komponenten wie Quickshifter und dem semi-aktiven Fahrwerk ganz zu schweigen, dann steigt der Kaufpreis schnell recht steil an. Es ist ein Premium-Motorrad zum Premium-Preis mit immerhin auch Premium-Performance. Ob sich das lohnt, muss jeder selbst entscheiden.

Auf unserer viertägigen Tour durch den Norden Österreichs offenbart die S 1000 XR ihre vielseitige Seite, zeigt aber auch, dass sie weiterhin die sportliche Fahrerei im Fokus hat. Durch die neue Ergonomie sind lange Etappen so angenehm wie nie zuvor, dennoch ist sie kein Komfort-Wunder. Dafür haut sie auf kurviger Straße so richtig auf den Putz, ballert laut kreischend und schräg durch die Radien, ohne sich auch nur eine Sekunde wie eine große, relativ schwere Touring-Maschine anzufühlen. Um ihr ganzes Potenzial aber zu erfahren, braucht es die richtigen, optionalen Bauteile. Gerade Pro Fahrmodi, das semi-aktive ESA Pro Fahrwerk und der überarbeitete Schaltassistent Pro werden von uns sehr empfohlen, sofern die Geldbörse es hergibt. Für Fahrer, die den sportlichen Fokus schätzen und gelegentlich längere Fahrten unternehmen möchten, ist die S 1000 XR eine hervorragende Wahl.