Ducati Multistrada V4 Pikes Peak Test in der Schweiz 2024

Für einige mag die Ducati Multistrada V4 Pikes Peak mit ihrer sportlichen 17 Zoll-Bereifung eine ziemlich unnötige, zumindest übertriebene Reiseenduro sein, wer allerdings zum Ursprung der Multistrada-Reihe im Jahr 2003 zurückblickt, findet erstmals 2016 bei der Mulitstrada 1200 Enduro ein größeres Vorderrad (19 Zoll) - bis dahin waren ohnehin alle Multis 17-Zöller! Aber ok, den gewissen Offroad-Charakter verkörpert die Multistrada V4 mit dem 19 Zoll-Vorderrad natürlich glaubwürdiger. Was soll die Pikes Peak-Version also besser können?

Nun, die sportlichere Version der Multi V4 (die sportlichste ist sie seit Erscheinen der V4 RS nicht mehr) macht grundehrlich genau das, was man von ihrer 17 Zoll-Bereifung erwartet: Sie bleibt eine gemütliche Reiseenduro mit ausgewogener Ergonomie, die in Sachen Sitzkomfort zwar etwas sportlicher ausgelegt ist, aber keineswegs zu radikal, dass man nicht mehrere hundert Kilometer am Stück mit der potenten Italienerin meistern könnte. Der niedrigere, getönte Windschild hält den Wind klarerweise nicht so gut ab, wie die höheren Schilde der Schwestern, es passt aber auch besser zur insgesamt sportlicheren Optik der Pikes Peak. Den wirklich entscheidenden Unterschied zu den Schwestern übernehmen ohnehin die beiden Pneus - hinten ein fetter 190er, der auch noch optisch äußerst attraktiv an einer Einarmschwinge montiert ist und vorne ein wahrlich straßenorientierter 120/70-17er, der nach einer kurzen Eingewöhnung sein volles Potenzial ausspielt.

Denn dann spürt man bei sportlicher Fahrweise so richtig, wie agil eine Multi V4 mit 17 Zoll-Reifen vorne um die Ecken wieseln kann. Beeindruckend vor allem, weil ja schon die Multistrada-Modelle mit 19 Zoll-Vorderrad alles andere als störrische Biester sind. In Kombi mit dem elektronisch verstellbaren Öhlins-Fahrwerk ist auch tatsächlich eine richtig hochwertige Dämpfung mit dabei - wir durften es auf einem Schweizer Pass austesten, auf dem teilweise richtig arge Unebenheiten im Asphalt vorherrschten. Und da wurde alles herrlich herausgefiltert, ohne das Fahrgefühl zu sehr auszukoppeln. Man spürt also sehr wohl, was sich unter einem tut, bekommt aber die groben Stöße bestens heraus gefiltert.

Wer bei einer so sportlichen Reiseenduro auch Wert auf einen mächtigen und potenten Motor legt, ist bei der Ducati Multistrada V4 Pikes Peak ebenfalls goldrichtig. Wirft man die Pikes Peak wegen der 17 Zoll-Bereifung mit Crossover-Sporttourern in einen Topf, ist sie mit ihren 170 PS bei 10.500 Touren zwar nicht (mehr) das Maß der Dinge, BMWs M 1000 XR etwa leistet ja abartige 201 PS! Das 1158 Kubik große V4-Triebwerk passt dennoch ausgezeichnet zum sportlichen, aber gleichzeitig gemütlichen Fahrerlebnis der Pikes Peak. Denn der raue V4 ist weit entfernt von einem sterilen Hochdrehzahl-Triebwerk, stattdessen kann er auch von unten akzeptabel hochgedreht werden, spielt seine Trümpfe mit 125 Newtonmeter Drehoment bei 8750 Umdrehungen in der mächtigen Mitte aus und legt auch beim Ausdrehen noch zu. Das Ganze wird begleitet von erstaunlich starken Vibrationen (es ist immerhin ein Vierzylinder!), die man als Ducatisti aber ohnehin gerne spürt. Begleitet wird das Ganze schließlich von einem gelungenen Sound aus der serienmäßigen Akrapovic-Anlage - kernig genug für eine Sport-Version, aber immer noch verträglich für längere Touren.

Bei der Bremse hat Ducati gegenüber den restlichen 19 Zoll-Multis ebenfalls nicht viel ändern müssen - die Brembo Stylema Monoblock-Anlage mit zwei 330er-Scheiben packt herrlich und passend sportlich zu, kann aber spitze dosiert werden. Diese Performance ist glücklicherweise auf den Schwestermodellen nicht zu viel, auf der Pikes Peak aber auch nicht zu wenig.

Letztlich ist natürlich auch die viele Elektronik in der Ducati Multistrada V4 Pikes Peak ein Thema für Interessenten. Ich will es mal so formulieren: Es ist in der Pikes Peak grundsätzlich alles drinnen, was auch in der topausgestatteten Multi V4 S drin ist, zusätzlich das bereits gelobte elektronische Öhlins-Fahrwerk und sogar ein Race Riding-Mode. Man muss also weder auf diverse Fahrmodi, verstellbare Traktionskontrolle, Kurven-ABS, Berganfahrhilfe, Quickshifter mit Blipper, großes Farb-TFT-Display mit Connectivity und Full-Map-Navigation, adaptiven Tempomat oder Blind Spot Detector verzichten. Dass der Preis dafür natürlich auch Ducati-typisch sehr hoch angesetzt ist, sollte nicht weiter wundern - und wird all jene, die eine bequeme Reiseenduro mit dem entscheidenden Plus an Sportlichkeit wollen, auch nicht vom Kauf abhalten!

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